Saturday, September 02, 2006

Umzug

Hiermit ist es dann wohl vollbracht, wir sind tatsächlich und endlich umgezogen.
Ich hoffe es war auch der letzte hier denn Umziehen ohne Auto und auch nur den blassesten Dunst von kulturellen Unterscheiden zwischen der deutschen und amerikanischen Art ein solches Unterfangen anzugehen, bekommt man schnell schlechte Laune.
So in etwa wenn man nach 6,5 Stunden Schlaf (länger als 7 Stunden hab ich hier in der ersten Woche nie geschlafen, meist eher 6)von seiner Mitbewohnerin gegen 7:30 geweckt wird. So, wir müsen jetzt raus hier, die neuen Mieter sind schon da. Gut, gerne, hab eh nicht gut geschlafen denn das gequieke der Ratten am Fenster unseres Basement Apartments ging mir ohnehin auf die Nerven und hat mir auch etwas Angst gemacht. oh und ganz ehrlich der verdreckte Fußboden ekelt mich nicht nur an, er ist auch noch hart, nichtmal meine Kopfkissen-Strickjacke hat mir Freude bereiten können. Duschen und Frühstück fallen aus, es ist ja nicht genug Zeit. Also stolper ich aus dem Apartment und wir räumen unseren Krempel (während ich protestiere und darauf bestehe das meine Sachen bewacht werden) auf die Straße. Dort läuft man Gefahr dann sein gesamtes Hab und Gut zu verlieren, da ja die ganze Zeit Leute umherstreichen und den Müll (Möbel etc) auf brauchbares untersuchen. Ausserdem laufen Angestellte der Stadt umher und warnen Leute davor keine Milben und "Bedbug" infizierten Matrazen und Möbelstücke von der Straße mitzunehmen. Trotzdem ist diese Art des Einkaufs offenbar die begehrteste unter College Studenten und jeder richtet seine Wohung mit gefundenem Kram ein. Jennifer hatte sich 2 Matrazen, ein Bett, einen Tisch, ein Bücherregal, einen Fernseher und einen VCR aufschwatzen lassen. Damit saßen wir dann auf der Straße während zur gleichen Zeit und großartiges Frühstück für die anderen Austauschstudenten serviert wurde. Dementsprechend meine Laune. Unsere Schlüssel durften wir um 9 holen, also bin ich einfach mit all meinen Besitztümern den ganzen Weg zu unserem neuen Zuhause gelaufen. Dann nochmal um Jennifers Scheißfernseher zu holen. Dann nochmal um irgendwelche Kisten zu schleppen, deren Gewicht auf der 700m Strecke doch ganz schön an meinem Überlebenswillen zehrten. Bin mir relativ sicher, dass ich ohne die entsprechende Wut im Bauch -was andres hatte ich ja nicht gegessen- wohl nie angekommen wäre. Die letzten Meter waren die Hölle und mit Krämpfen und verzerrtem Gesicht schleppe ich mich in unser Apartment. Die verkeimte Matraze die ich hätte haben können wollte ich nicht, und da ich schon genug von Jen's Müll geschleppt hatte, hab ich mich auch nicht um den Rest gekümmert. Also sind Regal und Tisch den Pennern/Studenten zum Opfer gefallen. Überhaupt müsste man über amerikanische Umzugsgewohnheiten eigentlich ein Buch schreiben, man muss sich nur mal vorstellen wie ganz Boston und damit meine ich wirklcih ALLE an ein und dem selben Tag umziehen. Die Straßen sind verstopft mit Umzugswagen, auf den Bürgersteigen türmen sich "Möbel" die auf die müllbfuhr warten, überall schleppen Menschen riesige Gegestände in Häuser und wieder heraus, ab und an fliegt auch einfach ein Sack voller Schrott direkt aus dem Fenster auf die Straße bzw einen Hinterhof. Dort wird dann bevor die Behörden es verhindern können, ein Großteil des Gerümpels von armen und/oder Schwarzen Mitmenschen abtransportiert. Natürlich auch von uns. Direkt unter einem unserer Fenster war eine riesige Müllhalde aufgetürmt.

Hab es dann nach vollendetem Einzug gerade noch so geschafft die Reste des kostenlosen Mittagessens (Sandwich) abzubekommen. Dort hab ich dann mit etwas Glück noch 4 Iren getroffen, die gleich um die Ecke wohnen und mir bei der Matrazensuche helfen konnten. Hab dann aus Sicherheitsgründen tatsächlich eine gekauft, die billigste für 105 Dollar. Mein Schreibtisch stand auf der Straße, meine Lampe auch. Beide scheinen aber halbwegs sauber und funktionsüchtig zu sein und nur bei der Matraze wollte ich kein Risiko eingehen.
Dann musste ich auch schon zur nächsten Belehrung, die Bibliothekseinführung hab ich leider verpasst, aber Immigranten und Visainformationen standen auf dem Pflichtprogramm für Internationals.
Auf dem Heimweg war dann wieder McDonalds die einzig bezahlbare Alternative, da ich ja sparen muss. 2 doppelte Cheeseburger, $2).
Dann gings ans Putzen, die Details erspar ich euch jedoch sonst macht ihr euch wieder Sorgen. Man könnte zusammenfassend sagen, dass nach übermäßigem Einsatz der giftigsten Chemikalien des Erdballs irgendwann Bad und Küche für amerikanische Verhältnisse relativ sauber wurden.
Kurz bevor ich dann erschöpft gegen 10 auf meiner Matraze einschlafen konnten hat Jen mich dann überredet doch noch auf ein Bier auszugehen. Auch hier erspar ich mir weitere Details auch wenns tatsächlich jemanden interessiert. Highlights waren nicht die 2 Bier in der Bar und auch das Fass auf der Party ihrer Chefin sicherlich nicht, aber die resultierenden Konversationen mit einigen angeheitereten Mitmenschen und ein 2gegen2 Basketball Match um 2 uhr morgens in einem der vielen Parks von Boston gegen einen Verrückten der mich die ganze Zeit Dirk nannte und sich extra sein Reggie Miller Trikot überstreifte als er mich herausforderte verdienen eine Erwähnung. Verloren hat der Typ natürlich, und wie, er konnte ja nicht mehr laufen und ist ständig hingefallen auf dem Asphaltplatz...
Heute morgen wachte ich dann auf und hatte tatsächlich mal lange geschlafen. Hunger und Muskelkater hatten meinen leicht unterkühlten Schlaf beendet, trotzdem scheint alles gut zu sein...oder?
best
k


Die Bilder sind übrigens aus meinem Fenster aufgenommen, man sieht die Straße mit den ganzen Umzugstrucks und ein paar Eindrücke meines spärlich möblierten Domizils.

3 comments:

Anonymous said...

Gratuliere zur Wohnung, auch wenn deine Mitbewohnerin auf den Bildern nicht direkt glücklich wirkt- viel Spaß in der Wg und an der Uni; Hoffentlich wird euer Tagesablauf bald weniger McD abhängig und die Einrichtung kompletiert

Anonymous said...

Ola der Kuli!
Hier Malti und Siggi.
Wir freuen uns für dich und deine Mitbewohnerin, dasss ihr endlich fertig umgezogen seid. Die Beschreibungen des studentischen, sich gleichzeitig über die gnaze Stadt erstreckenden Umzugs sind ausgesprochen unvorstellbar. Hört sich verrückt an. Malti meint, in Anbetracht deiner immerwährenden Beschreibungen bezüglich der katastrophalen Wohnverhältnisse sähe dein Zimmer viel zu gemütlich aus. Vieleicht ließe sich da aber mit neuen, detailgespickten Bildern Abhilfe schaffen. Sonst, so Malti, stehst du unter dem Verdacht, wie immer aufs Unerträglichste übertrieben zu haben.
Ach ja, der eigentliche Grund für unseren Comment: Wir möchten VIEL mehr über dein nächtliches Basketballspiel erfahren! Solche Erlebnisse dürften den Großteil deiner Leserschaft deutlich mehr interessieren, als das alte Umzugsleid, schließlich ist es uns doch scheißegal, in welchen Gruften du deinen ausgemergelten Suffikörper allnächtig zu Grabe trägst, hauptsache ist doch, dass du uns mit erheitenden Geschichten versorgst. Also immer herzu mit Storys über Barbesuche und Bierfässer. Das ist es, was deine boulevardbesessenen Buddys brauchen.

In heiterer Erwartung

Malti und Siggi

kuli said...

was soll man groß zum basketball sagen, der typ im reggie shirt hat nach dem wir die teams mit freiwürfen ausgeworfen hatten (stell die vor wie schwer es ist nach 5 bier in stockfinsterer nacht, barfuß einen freiwurf zu treffen)ja soviel gegenwehr nicht zustande gebracht. reggie und die tussi hatten auf mirakulöse weise getroffen und waren in einem team, ich und ein anderer typ im gegnerischen team. wie es das spiel verlangt, wurde dann versucht, aus möglichst aussichtsreicher position, den ball in den korb zu befördern. das hat bei uns ganz gut geklappt, auch da reggie tatsächlich dachte er sei reggie und aus sicherer dreierentfernung den ball im Mittel gute 2meter am Brett vorbei in die Finsternis schmiss. so waren wir oft im ballbeseitz und haben schnell 8:0 vorne gelegen, dann hat die tussi 2 mal gepunktet und nachdem reggie sich leichtere verletzugen durch wiederholte, heftige stürze aus unbedrängter (da aussichtsloser) position auf den asphalt zugezogen hatte, die er jedoch nicht spüren konnte wurde das spiel nach mehreren unterbrechungen, in denen die spieler lachend am boden lagen, wegen überlegenheit und bodennebel abgebrochen. mit leicht schmerzenden und umso schmutzigeren füßen ging es dann zurück zur party, dort war glücklicherweise das bier alle und wir konnten kurz nach 3 nach hause... UND NUN SAGT NICHT IHR WOLLTET DAS TATSÄCHLICH HÖREN!!!!