Saturday, September 24, 2011

Spaetsommerkurzreise I

Und plötzlich ist es September, die Profi Football Saison hat angefangen, die College Saison ist nun schon in der 4. (oder so) Woche und Baseball neigt sich dem Ende zu. Alle Zeichen deuten auf baldigen Winter, der Pool ist nun auch geschlossen und ich sitze hier in kurzen Hosen und T-shirt und zeige jedem der nicht schnell genug wegsehen kann meinen Restsonnenbrand.

Selbigen holt man sich um diese Jahreszeit nur noch im Süden des Landes, und aus diesem und anderen Gründen war der "Sueden" dann auch Ziel eines wenigstens von meiner Seite aus lächerlich kurzen (im zeitlichen Sinne) Roadtrips. Will jetzt den im Reinkapitalismus fehlenden Urlaub nicht als Alleinschuldigen hinstellen, aber irgendwie muss es damit zusammen haengen, dass man sich nicht erlauben kann (oder traut) auch nur eine Woche aus dem selbstgewaehlten Gefängnis des mittleren Westens zu entfliehen.  Wie gewohnt musste es also schnell gehen, verzichten kann man, wenn überhaupt eben auch nur auf Schlaf.   

Erwartungsgemäß gingen den europäischen Besuchern recht schnell die Ideen aus was man in Michigan so anfangen kann. Das nun schon an Schwester und Mainzer Mitarbeitern erprobte Programm, bestehend aus einer beliebig zusammengewürfelten Kombination von Pool, Fitnesscenter, Balkon, Park, Baden am See, Ruinen in Detroit anschauen, Einkaufen, nochmals Einkaufen, Grillen, Golf/Tennis spielen und mich zum Mittagessen treffen verliert eben auch irgendwann seinen Reiz (nach etwa einer Woche). Und auch mit reichlich billigem Bier kann man die nach Hochkultur und Abenteuer suchenden Europäer auch nur begrenzt lange belustigen. Und os zogen sie von dannen, in Richtung Süden, um den Roadtrip schonmal anzufangen, bevor ich dann auf etwa halber Strecke hinzustosse.

Mit etwas Glück und ordentlich Stress liessen sich dann 3 Tage plus Wochenende herausschlagen, genug Zeit um alles und nichts zu sehen, viel Zeit in einem winzigen (fuer amerikanische Verhältnisse) Mietwagen zu verbringen und die Höhepunkte und Schattenseiten des "Südens" zumindest im vorbeifahren zu sehen. Nach 5 Stunden Vorbereitungsschlaf endete die Nacht fuer mich dann Donnerstag Morgen um 4, nur um sicher zu gehen, dass ich auch den Flieger von Detroit nach Atlanta nicht verpasse und dann dort rechtzeitig zum Frühstück aufschlage. 

Atlanta, bekannt vielleicht noch von den Olympischen Spielen ist zwar die groesste Stadt in Georgia, war jedoch nur Ausgangspunkt unseres Ausfluges und wurde zumindest von mir nicht weiter besichtigt.Erstes Zwischenziel waren die durch die Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King bekannt gewordenen Städte Birmingham, Selma und Montgomery, Alabama. Mit recht geringen Erwartungen begannen wir also den Trip mit einer Rundfahrt durch jene Städte, die sich durch mit Wasserwerfern und Hunden auf Demonstrierende losgehenden Polizisten international einen Namen gemacht hatten. Das ist zwar nun schon fast 45 Jahre her, aber dann doch irgendwie noch nicht so weit entfernt. Zumindest als Amerikanist sollte man sich das sicher auch mal angeschaut haben, den letztendlich kann einem kein Fachbuch einen wirklichen Eindruck vermitteln wenn man nicht wenigstens die Schauplätze der Geschichte mal gesehen hat. Immerhin lassen sich damit so einige Fehlauffassungen korrigieren. Eine der wichtigsten Korrekturen dieser Art stellte sich schon bei der Ankunft in Birmingham ein: Was früher einmal belebte, aktive und demonstrierende Städte gewesen sind, sind nun noch zusammengeschrumpfte Überreste urbaner Kultur, fast menschenleere Städte mit verlassenen Häusern, viel Platz und einer groesstenteils verarmten Bevoelkerung. Es bleibt zu spekulieren ob die in der 2. Haelfte des 20. Jahrhunderts zusammengebrochene Schwerindustrie und/oder vielleicht auch der schlechte Ruf der Stadt nach und nach die Menschen vertrieb. 

Mahnmale im Park vor dem Buergerrechtsmueum - Birmingham, Alabama.

Urlauber vor jener Kirche in der 1963 vier Maedchen bei einem Brandbombenanschlag ums Leben kamen. An einem de Fenster auf der rechten Hausseite stehen heute ein Gedenkstein und ein paar Blumen.

Das Capitol in der Landeshauptstadt Montgomery

Neben der Buergerrechtsgeschichte spielte Montgomery auch im Amerikanischen Buergerkrieg eine wichtige Rolle, das "Weisse Haus" des Suedens steht hier, in dem zumindest vorruebergehend der Praesident der Suedstaaten (Confederacy), Jefferson Davis, wirkte.

Martin Luther King lebte in den fruehen 60ern in diesem Haus. 

Mit den gesammelten Eindruecken der Buergerrechtsbewegung im Gepaeck folgte dann am Freitag die zweite Etappe entlang der 2005 teilweise schwer beschaedigten Golfkueste durch Mississipi nach Louisiana.

Staatsgrenze

Von der netten Dame in der Touristenauskunft direkt hinter der Grenze in Mississippi wurde uns der Strand in Biloxi empfohlen. Auch dort sind 5 Jahre nach dem Hurrikan viele der Gebaeude noch beschaedigt, bzw noch nicht wieder errichtet. Die Oelkatastrophe hat dem Tourismus am Golf auch nicht geholfen, und so kommt es das man bei bestem Wetter an einen Freitag Nachmittag, wenn auch ausserhalb der Ferien fast voellig allein am weissen Strand ist und im truegerisch harmlos aussehenden Wasser steht.

Strandbewohner 

Von den vielen Stegen und Piers im Wasser sind oft nur noch die Holzpfaehle uebrig. Und auf denen Sonnen sich die Pelikane in der Mittagssonne.

Einen Vorteil, wenn man das so nennen darf, scheint es allerdings zu geben. In einem Or an dem vor 6 Jahren zweifellos der Strandtourismus eine Haupteinnahmequelle gewesen sein muss, ist es nun im Wasser um einiges ruhiger geworden. Die Rochen liegen meist ungestoert im seichten Wasser, weder Motorboote noch Jetskies verscheuchen die Pelikane und Delfine, die man an Tagen wie diesen problemlos im seichten Badewasser stehend bei der Fischjagd beobachten kann. 

Best
-k