Friday, August 12, 2011

Déjà vu

Wieder einmal gab es Besuch aus Nevada, wie schon im letzten Sommer. Und wie letztes Jahr gab es einen Sommerverwandschaftsbesuch, komplett mit Abhol- und Bringdienst. Und wie beim letzten Mal blieb wieder keine Zeit mit dem einen oder anderen Besuch tatsaechlich etwas zu unternehmen, denn arbeiten muss man ja auch. Da blieb nur das Wochenende fuer einen Ausflug, und der ging dann auch noch wie letztes Mal (und ueberhaupt jedes 2. Wochenende) an den Lake Michigan und natuerlich zum Einkaufen. Im Grossen und Ganzen blieb also alles beim Alten, selbst das Tennis spielen.

 
Duenenerklimmer - Van Buren State Park

Aussicht auf Lake Michigan

Naturparkbewohner

Einzige Ausnahme sollte ein Abstecher nach Boston werden, doch auch dieser sollte sich in Kuerze  anfuehlen wie ein sich wiederholender Film. Einziges Hindernis war ein Kurzausflug nach Pittsburgh, denn von dort startete ein selbst mit Benzin- und Parkkosten noch biligerer Direktflug zur wohlausgeschlafenen 7. Stunde, also gerade schon bei Tageslicht. Lohn der kurzen Nacht sollte ein langer Tag in Boston sein, immerhin kamen wir dort schon zum Fruehstueck an. Nach einem kurzen Rundflug ueber die Hafeninseln und die Umgebung landeten wir dann also genau dort, wo wir frueher geschlafen haben – in East Boston.

Es ist erstaunlich wie schnell einem die Sinnesorgane mitteilen wo man ist, allein schon vom Geruch her kann man sich problemlos in der Stadt orientieren. Kaum aus dem Flugzeug und dem Shuttlebus ausgesiegen weht einem als erstes die vertraute, kuehle Meeresluft um die Nase. Die unmittelbar folgende Sicherheitsansage am Airport T-Stop klingt ebenso vertraut wie die kurz darauf kreischend zum Stehen kommende Bahn. Deren Inneres riecht heimisch, und auch daran erinnert man sich ploetzlich, nach den Plastiksitzen, der Klimaanlage und den Metallstangen an denen man sich festhaelt.

Kaum losgefahren sagt die altbekannte Automatenstimme einem die Stationen an – und jede einzelne ruft eine ganz bestimmte Erinnerung ins Gedaechtnis, zu der man schon fast die Spur verloren hatte. So spielt sich mit jeder Ansage eine wieder aufgerufene Szene ab, fast wie von einer Filmrolle.

Ansage: “Airport, doors open on the right”
Gehirn: “Du bist zuhause im Ghetto angekommen, lauf durch den Park, ueber den Huegel und tritt nicht in die Hundescheisse.”

Ansage: “Maverick, doors open on the left”
Gehirn: “Wenn du heir aussteigst, hast du einen guten Blick auf die Stadt ueber den Hafen, und siehst den ein oder anderen Drogendeal.”

Ansage: “Aquarium, doors open on the right”
Gehirn: “Das Aquarium am Hafen, dort warst du auch schon. Und wenn du hier aussteigst kannst du direkt am Waser zu deinem Fitnessstudio laufen.”

Ansage: “State Street…”
Gehirn “…Umsteigen in Orange Line wenn du zu Chris faehrst…”

Ansage: “Government Center…”
Gehirn: “Umsteigen zu Green Line, stickig und heiss, Treppe rauf, hier spielen oft Musiker fuer Kleingeld…gleich riechst du den Kaffee vom Dunkin’ Donuts, den hast du sonst immer gekauft und dazu einen Boston Cream Donut von der kleinen Suedamerikanerin…”

Kaum umgestiegen setzt sich das Spiel in der Green Line fort:

A: “Park Street”
G: “…Downtown, Umsteigen zu Redline nach Cambridge wo Jennifer gearbeitet hat…Park und Freedom Trail”

A: “Boylston”
G: “Theater District…ab hier kein Handyempfang mehr in der Bahn”

A: “Arlington”
G: “Siehste, kein Empfang, steck das Telefon ein…Boylston/Newbury Street mit den teuren Laeden”

A: “Copley”
G: “Hier aussteigen fuer Bibliothek und Prudential Center”

A: “Hynes Convention Center…”
G: “Man hoert immer noch dass dies Frueher einmal Hynes Convetion Center – ICA hiess. Da war die moderne Kunst Ausstellung bevor sie ans Wasser umzog. Seitdem ist die Ansage abgeschnitten”

A: “Kenmore”
G: “Gleich wieder Internet und Handy Empfang...aussteigen fuer Red Sox/Fenway Park und den Buchladen an der Boston University.”

A: “Blandford Street”
G: “Tageslicht! Von jetzt an geht’s ueberirdisch weiter…”

A: “BU East”
G: “Oh Gott, 3 Haltestellen fuer meine Uni– das dauert ewig und wird mitunter unangenehm voll, hier siehst du auch das College of Communication”.

A: “BU Central” ….. “BU West” …
G: “Campus, hier ist meine Magisterarbeit entstanden und dort geht Jen noch immer zur Uni…muessen wir an jedem Stopp anhalten? So ein Mist..Ich hab Hunger”.

A: "Pleasant Street"
G: "zu deiner Rechten der riesige Sportkomplex der BU, mit den Laufbaendern direkt hinter der Glaswand, damit du abends die Maedels beim Trainieren siehst…"

...

A: “Packard”
G: “Aussteigen! Du bist in Allston – Willkomen zuhause”


Und so weiter… jedes Geraeusch, sei es die Polizei, die Warnklingel der Bahn oder das Hupen der Autos ruft eine Erinnerung hervor, selbst der staubige Geruch im Eingangsbereich und Treppenhaus der Apartments ist bekannt. Gleichzeitig signalisieren diese Reize dem Gehirn natuerlich auch, dass es jetzt nicht mehr muede sein will. Schlafen kannst du in Michigan. Und schon beginnt die Rundreise durch die Stadt am Meer - und schnell musste es gehen immerhin blieb nicht mal eine Woche. Vielen Dank dafuer wie immer an den amerikanischen Reinkapitalismus in dem Urlaub genauso gerne gesehen wird wie die Verischerungspflicht.

Endlich mal wieder in einer richtigen Stadt

Da die Bilder vom Freedom Trail sich auch nur wiederholen hier die einzige Neuerung: Diesmal waren wir sogar auf der Old Ironside (USS Constitution), dem aeltesten und noch einsatzbereiten Kriegsschiff.

 Mit bei den Hexen in Salem

 Nathaniel Hawthorne - der nicht nur aus Salem stammt sondern auch darueber geschrieben hat

 Hafen in Salem - einst der wichtigste Handelsumschlagplatz in den USA, wurde dann von Boston und New York abgelöst.

The House of the Seven Gables -  Titelgeber fuer Hawthorne's bekanntestes Buch neben dem "Scarlet Letter"


In Salem liegt auch ein Passagier der Mayflower begraben



Geburtstagsspaziergang nach dem Regen

Am 7. 8. gab es eine Ueberraschung: 

Kleine (Eintritts)Karte statt vieler Worte

 
Die Mehrheit der Besucher hat sich gefreut beim Spiel zu sein 

 Selbst Pooty kann die Yankees nicht leiden und wollte sich persoenlich vergewissern, dass wir auch gewinnen. Und nach nur 4 Stunden und 15 Minuten bleibt folgende Erinnerung:

:)


 Der alte Mann und das Meer - am Singing Beach in Manchester

 
Im Laufe des Nachmittags wurden die Wellen immer groesser, und damit auch mir zu gross, denn genau hier hatte ich mir bei aehnlichen Bedingungen letztes Jahr beim Bodysurfen den Ruecken verstaucht.

 Zurueck am Atlantik



Vorruebergehender Abschied, der zumindest zwei der drei Abgebildeten schwer fiel.


Best,
-k