Saturday, October 08, 2011

Spaetsommerkurzreise II

Mit knackigem Sonnenbrand nach nur wenigen Stunden am und im Golf ging es noch am Freitag weiter nach New Orleans. Nach den bedrueckenden, teilweise verlassenen und irgendwie unangenehmen Städten in Alabama und Mississppi wurden wir von der 2005 vom Hurrikan beschaedigte Stadt sehr positiv ueberrascht. 


Die Stadt am und leider auch unter dem Mississppi wird von dem selbigen meistens durch einen Damm geschuetzt. Das funktioniert in nicht-Krisenzeiten so gut, dass man voellig vergisst wo der Fluss eigentlich ist, denn zu sehen ist er nirgends.

In der Stadt selbst, und besonders im frz. Viertel (French Quarter) erinnert einen nichts daran, dass hier beim naechsten Hurrikan wieder alles unter Wasser stehen wird, bzw. wuerde, wenn nicht die Flutmassen problemlos auch in die Armenviertel umgeleitet werden koennten um die Altstadt zu schuetzen. Und genau so hat man das frz Viertel auch 2005 erhalten.

Wenn man den Damm einmal gefunden hat und darueber geklettert ist, liegt der Vater aller Fluesse ganz friedlich und fast wasserarm in seinem Bett und waelzt sich langsam aber sicher in den Golf. 

New Orleans selbst zeichnet sich durch ein aeusserst reges Nachtleben aus, dass sich, wie in den vielen Schauenstern zu sehen von mehreren Quellen ernaehrt:
Mardi Gras und Karnevalsumzuege mit einer sehr ausgepraegten Kostuemkultur;
Voodoo und Hexerei, Flusspiraten und Alligatoren, und eine wahrscheinlich auf den frz. und karibischen Einfluessen basierende Ess- und Trinkkultur. Neben Crawfish und frz. Beignets kann man sich hier auch problemlos fritierte Alligatorenstuecke als Vorspeise bestellen.

Dazu kommt, dass man in New Orleans (wie auch in Key West) auch oeffentlich auf der Strasse trinken darf. Diese hier fast nirgends geduldeten Freiheiten dienen dann auch abschreckendes Beispiel fuer den Rest des Landes. Man mag spekulieren das eine Lockerung des Trinkverbotes auch anderswo in "Bourbon Street" artigem Chaos eskalieren mag. Die Strasse selbst ist eine der Hauptattraktionen in New Orleans, und wird an jedem Haeuserblock von zwei Uniformierten bewacht, als wuerde man sichergehen wollen, dass der in der Gasse gestaute Irrsinn sich nicht geysirartig in die Nebengassen ergiesst (oder erbricht). Oder man versucht die Drogendealer und Prostituierten daran zu hindern die hilflosen  Betrunkenen komplett auszunehmen. Keine der hier angedachten Varianten laesst sich allerdings mit Tatsachen belegen.

Ganz friedlich liegt das Wiliam Faulkner Haus, bzw. Buchladen im Herzen des French Quarters.

Die vielen Cafes geben der Viertel einen fuer amerikanische Verhaeltnisse sehr europaeischen Charakter. Selbst Kopfsteinpflaster findet man hier. Und eine echte katholische Kirche, mit einem richtigen Turm, gebaut vor fast langer Zeit mit richtigen Steinen.

Wenn man von new Orleans am Mississppi entlang nach Norden faehrt, auf der Great River Road, durchquert man das Delta. Der Geburtsort des Blues empfaengt einen in den wenigen Oertchen die mnn durchquert mit einigen verbliebenen Vorkriegsvillen (Ante Bellum Homes), also ehemaligen Gutshoefen der halbadeligen Suedstaaten Farmer, deren gesamter Reichtum und Protz in den heute zu Museen und Bed and Breakfasts umfunktionierten Villen zu begutachten ist. Da allerdings die einmarschierenden Nordstaedtler oftmals nicht viel von den Staedten uebrig liessen und mit dem Ende der Sklaverei trotz heute umfangreicher Subventionierung der Hauptwirtschaftpfeiler (und damit Reichtum) des "Alten Suedens" zusammenbrach ist in den meisten Orten jedes 2. Haus leer und die noch bewohnten oftmals keine wirklichen Haueser sondern "mobile Wohnungsloesungen" und Bruchbuden.

Und alles nur wegen dieser kleinen, so harmlos aussehenden Plfanze.

Wider erwarten gibt es von diesen noch immer sehr viele, um ehrlich zu sein sieht man zwischen Mississippi Delta und Memphis eigentlich fast nichts anderes. Nur das es eben heute keiner wirklichen Sklaven mehr bedarf um hier etwas zu ernten. Weder Sklaven noch arbeitsplaetze scheint es hier zu geben, da wundert man sich auch nicht, dass in den kleinen Oertchen selbst die Grundschulen inzwischen mit Straeuchern ueberwuchert sind. Es lebt einfach niemand mehr dort.

Am Ende der teilweise recht trostlosen Fahrt entlang des Mississippi stand Memphis als naechstes grosses Ziel. Memphis ist auch heute noch aus genau zwei Gruenden bekannt:
Elvis und Blues. Leider sind beide schon eine Weile tot. 

Das Haus des King of Rock ist noch immer eine Pilgerstaette fuer Touristen der amerikansichen Popkultur. Natuerlich sieht man das Haus nicht ohne sich fuer viel Geld mit einem Minibus vom Grossarkplatz ueber die Strasse, durchs Tor und die 200m bis vor die Tuer fahren zu lassen.  Dem Billigtouristen bleibt den Trubel um den ehemaligen Wohnsitz herum zu bestaunen. Wie sich heraus stellt, macht der tote Saenger noch immer viele Menschen halbwegs reich, so haben sich nicht nur ein Elvis Presley Auto Museum, Elvis Presley Flugzeug Museum, Elvis Presley Heartbreak Hotel, Elvis Restaurant, Kinder-geschenke Laden, Elvis Musiklaeden, T-Shirt Laeden, Suessikeitenlaeden, sondern eine gesamte Stripmall an Mitbringsel-Einkaufgelegenheiten fuer alte, junge, reiche, arme, haessliche, gutaussehende, fremde und einheimische Elvisfans um das Domizil versammelt um eine am Portemonei zu saugen.

 Wer weniger Geld ausgeben will kann sich auch auf der Graceland umgebenden Wand verewigen, wenn e/sie noch Platz findet. Die Wand ist auch genau so hoch, dass selbst mit 1,94m noch fast nichts zu erkennen ist.

Auch in Memphis zieht sich Mississippi nur traege dahin, die als ausflugsziel empfohlene Schlamminsel in der Mitte hatte leider Sonntag abend schon geshclossen. Wie ueberhaut die ganze Stadt. Auch in Memphis ist kaum noch jemand zu Fuss unterwegs, oder ueberhaupt. Hohe Kriminalitaet und das langsame Aussterben des Blues ziehen eben nicht mehr wirklich Leute an.

Einziger Lichtblick ist Beale Street, die bekannteste Strasse in Memphis mit den nun fuer Touristen mit Neonschildern erleuchteten Blues Bars. Immerhin kann man dort auch an einem Sonntag Abend noch etwas unternehmen. Keine zwei Haeuserblocks weiter ist das aber dann auch schon erledigt. 
Wenn es dann nicht schon dunkel geworden waere, haette sich sicher noch ein kurzer Auflug zum Martin Luther King Denkmal und Buergerrechtsmuseum gelohnt - denn in Memphis schliesst sich der Kreis, zumindest was die Buergerrechtsbewegung um King angeht. In Atlanta geboren, in Birmingham Selma bekannt geworden (und verhaftet), in Montgomery gewohnt, in Memphis erschossen. Damit lagen alle fuer die Buergerrechtsbewegung wichtigen Schauplaetze auf unserer Reiseroute.

Nur wenige Stunden von Memphis liegt Nashville, das wnn uns nicht die Zeit ausgegangen waere, sicher auch noch einen Aufenthalt wert gewesen waere. Statt des Blues gibt es eben hier Country. Auch hier leicht erlaufbar auf einer Strasse versammelt quetschen sich die Musikkneipen aneinander, dazu die Country Musik Hall of Fame. Insgesamt schien die Stadt etwas mehr lebendig zu sein, das kann aber auch am Montagsbetrieb gelegen haben. Unter dem Strich erscheint Nashville, Tennessee ein Memphis fuer Weisse zu sein, die Demographie sieht zumindest dementsprechend aus. Und da viele der Country Saenger auch noch leben, bzw. sich eine neue Generation an Musikern herausgebildet hat und Nashville auch noch die Hauptstadt von Tennessee ist, scheint hier eben auch ein wenig mehr Geld in der Stadt zu stecken. Es werden auch laut Statistik deutlich weniger Leute erschossen. Nach Nashville verabschiedeten sich dann die letzten Baumwollfelder, der Sueden zog sich mit kraeftigen Regenfaellen zurueck und bereitete einen so langsam auf den nun nicht mehr zu umgehenden Herbst vor. Und damit endete die grosse Fahrt viel zu schnell, nur wenige Stunden spaeter sitzt du wieder im Buero und die Besucher im Flieger nach Hause. So schnell kann's gehen, leider.

best,
-k