Saturday, November 12, 2011

Angst und Schrecken zu Halloween

Um in der gruseligen Jahreszeit auch ohne Kostuem einen Schrecken zu bekommen und sich an Gespenstern zu erfreuen ist in den USA recht einfach. Wer Kostueme und Masken nicht mag kann eine der folgenden Aktivitaeten ausprobieren:

Gruseltipp 1) 
Methode:
Zahnarztbesuch mit Wurzelbeandlung und Versicherung (alternativ koennen alle europaeischen Leser das gleiche in der Heimat ohne Versicherung probieren, der Effekt ist aehnlich).
Vorraussetzung: 
Anhaltende, zunehmende Zahnschmerzen die von Zahn durch Gaumen, Kiefer bis in den Kopf ziehen, im Herztakt wahrnehmbar.
Durchfuehrung: 
Man geht (oder wird von Ehefrau gegangen) zum Zahnarzt in einer typischen Kleinstadt; erklaert das Problem, laesst sich behandeln, am besten mit mehreren Einzelterminen um den Spass etwas herauszuzoegern.
Warum einen dabei Angst wird:
Ma unterschreibt mehrere vertragsartige Papiere, in denen man versichert, dass man zum einen einzig und allein fuer die Begleichung der entstehenden Kosten zustaendig ist, zum anderen anfallende Kosten sofort zu bezahlen sind, und man zugibt und beglaubigt verstanden zu haben, dass Medizin keine exakte Wissenschaft ist und die Behandlung auch das Gegenteil der erhofften Wirkung zur Folge haben kann.
Somit hat man also dem Arzt schonmal einen Freischein ausgestellt und was auch immer nun passieren mag passiere, die Chancen auf eine erfolgreiche Klage im Todesfall scheinen sich auf jeden Fall schonmal verringert zu haben.
Was zusaetzlich Nervenkitzel bringt:
Als ersten einmal komplett durchroengt zu werden, mit etwa 20-30 (gefuehlten) Einzelaufnahmen saemtlicher Zaehne fuer Diagnosezwecke... Die Auswertung selbiger eroeffnet dann neben der (ducrch noch immer vorherschenden Schmerz) bekannten Problemzone, noch ein Dutzend weitere "findet".
Warum es trotzdem lustig ist: 
Weil man in Amerika auch bei einer Kette zum Zahnarzt gehen kann - also wie Zu Burger King oder Wendy's zum Essen, auch bei einem Kettenarzt behandelt werden kann. Und sobald man die Behandlung beginnt, man durch die sicherlich von der geschaeftsfuehrung vorgeschriebene Werbung fuer Zahnprodukte und Sonderangebote bei Laune gehalten wird. So versucht einen die Schwster vr Behandlungsbeginn erstmal eine elektronische Zahnbuerste zu verkaufen, die ist naemlich gerade im Sonderangebot fuer nur 79 statt 139 Dollar, die Differenz wird einem als Mail-in Rabatt zugeschickt! Und natuerlich sind auch nur noch ganz wenige zu haben, also schnell zugreifen. Und obendrauf koennte man doch noch einen kleinen Mundkrebstest machen, kostet auch nur 20 Dollar und wuerde einmal im Jahr ausreichen. Gleichzeitig lachen einen von der Wand wie auch der Zimmerdecke (da man ja waehrend der Behandlung an selbige starren muss) Werbeplakate an, fuer die neusten Zaehneweismacher und aenhliche Produkte, auch hier steht der Preis gleich dabei.
Warum der Schreck dann doch ueberwiegt:
Weilt trotz der "Versicherungsleistung" Restkosten von ueber 190 Dollar anfallen, ohne Krone auf die dann danken verzichtet wurde. Und nebenbei ein Behandlungsplan fuer alle anderen gefundenen Probleme weitere Kosten von 300, 240 und ... (sparen wir uns) projeziert wurden. 

Gruseltipp 2) 
Methode: 
Autowerkstattbesuch aus Verdachtsgruenden und fuer einen billig angebotenen Oelwechsel (nur $16.95) mit einem Ford Taurus
Vorraussetzung: 
Bestehender Verdacht, dass etwas nciht in Ordnung ist, und sicherlich im Laufe des Jahres nicht besser geworden ist, von ganz allein. Unrundes Fahrgefuehl, zitterndes Lenkrad beim Bremsen, pulsierendes Bremsgefuehl. Und das von einem spaetsomemrlichen Besucher definierte Gefuehl. "dass das rechte Hinterrad in jedem Augenblick abfallen wird" 
Warum einen dabei Angst wird: 
Da keine der Verdachtsmomente durch einen Fremdverursacher hervorgerufen wurden kann auch keine Unfallversicherung wirklich etwas bezahlen, leider. Das ungute Gefuehl kuendigt sich also schon mal im Bauch an, und das auch ohne Bohnen zum Fruehstueck.
Was zusaetzlich Nervenkitzel bringt:
Von Autos ueberhaupt keine Ahnung zu haben und mit einer Saengerin verheiratet zu sein. 
Warum es trotzdem lustig ist: 
Weil der Mechaniker aussieht als haette er sich fuer eine 80er Jahre Filmrolle eingekleidet, samt uebergrosser Brille die man nur aus alten amerikanischen Filmen kennt -die Rolle ist natuerlich die eines etwas komisch aussehenden Mechanikers. 
Warum der Schreck dann doch ueberwiegt:
Der Mechaniker findet, wie auch der Zahnarzt das korrekt verdaechtigte Problem und gibt einen soliden Kostenanschlag von etwa $200. Leider findet er dann gaenzlich ohne Roentgenaufnahme auch die Gruende aller anderen, mit dem Grundproblem verbundenen Probleme die insgesamt mindestens $400 kosten um ueberhaupt wieder fahren zu koennen, insgesamt jedoch Reparaturen von etwa $1,200 noetig sind bevor es in den Winter geht.  
Warum der Schreck anhaelt:
Weil man von nun an mit einem nur aufs Allernoetigste reparierten Auto faehrt und nicht mehr die beruhigende Ahnungslosigkeit als Beifahrer hat. Mit dem nun begruendeten Verdacht ein kaum strassentaugliches Auto zu haben, faehrt es sich schon etwas anders.

Gruseltipp 3)
Methode:
Einen riesigen Kuerbis Aushoehlen und Ausschnitzen.
Vorraussetzung: 
Zugang zu einem Kuerbisacker, auf dem man sich im Matsch gegen ein geringes Entgeld einen Kuerbis aussuchen kann, selbigen erntet und dann von der nach mehr koerperlicher Betaetigung fragenden Ehefrau zum Auto wuchten laesst. 
Vorraussetzung 2:
Weder Kuerbis noch Frau dabei zu zerbrechen.  
Warum einen dabei Angst wird: 
Wenn die dann gutgelaunte Frau mit einem grossen Messer und einem Schraubenzieher nun entweder auf den Kuerbis oder den Lebensgefaehrten losgehen koennte.
Was zusaetzlich Nervenkitzel bringt: 
Man weiss nie ob man zuerst den Kuerbis durchbricht oder sich die Hand abschneidet.

Warum es trotzdem lustig ist: 
WeiljJede Saengerin zahlreiche ausdrucksstrake Gesichter beherrscht, wenn sie dann die Innereien (oder das Gehirn?) des Kuerbiskopfes entnimmt...

Warum der Schreck dann doch nicht ueberwiegt:

Das Gruselgesicht des Kuerbis erinnert an einen alten Bekannten.

Die Beruhigungskur nach dem Schrecken:
Ein Spaziergang im Metropark (einem Langlaufziel der letzten Saison), der im Herbst noch so einiges anderes zu bieten hat.
Jennifer hat einen Vogel (in der Hand)

Ich auch.

Warum es trotzdem einen leichten Nervenkitzel gibt? 
Man weiss nie ob einem in die Hand gehackt oder gekackt wird.

Bisher gings gut.

So beruhigt man die Nerven fuer wenig Geld, es sei denn man schaut sich vorher einen bestimmten Hitchcock Film an.


best,
-k

Saturday, October 08, 2011

Spaetsommerkurzreise II

Mit knackigem Sonnenbrand nach nur wenigen Stunden am und im Golf ging es noch am Freitag weiter nach New Orleans. Nach den bedrueckenden, teilweise verlassenen und irgendwie unangenehmen Städten in Alabama und Mississppi wurden wir von der 2005 vom Hurrikan beschaedigte Stadt sehr positiv ueberrascht. 


Die Stadt am und leider auch unter dem Mississppi wird von dem selbigen meistens durch einen Damm geschuetzt. Das funktioniert in nicht-Krisenzeiten so gut, dass man voellig vergisst wo der Fluss eigentlich ist, denn zu sehen ist er nirgends.

In der Stadt selbst, und besonders im frz. Viertel (French Quarter) erinnert einen nichts daran, dass hier beim naechsten Hurrikan wieder alles unter Wasser stehen wird, bzw. wuerde, wenn nicht die Flutmassen problemlos auch in die Armenviertel umgeleitet werden koennten um die Altstadt zu schuetzen. Und genau so hat man das frz Viertel auch 2005 erhalten.

Wenn man den Damm einmal gefunden hat und darueber geklettert ist, liegt der Vater aller Fluesse ganz friedlich und fast wasserarm in seinem Bett und waelzt sich langsam aber sicher in den Golf. 

New Orleans selbst zeichnet sich durch ein aeusserst reges Nachtleben aus, dass sich, wie in den vielen Schauenstern zu sehen von mehreren Quellen ernaehrt:
Mardi Gras und Karnevalsumzuege mit einer sehr ausgepraegten Kostuemkultur;
Voodoo und Hexerei, Flusspiraten und Alligatoren, und eine wahrscheinlich auf den frz. und karibischen Einfluessen basierende Ess- und Trinkkultur. Neben Crawfish und frz. Beignets kann man sich hier auch problemlos fritierte Alligatorenstuecke als Vorspeise bestellen.

Dazu kommt, dass man in New Orleans (wie auch in Key West) auch oeffentlich auf der Strasse trinken darf. Diese hier fast nirgends geduldeten Freiheiten dienen dann auch abschreckendes Beispiel fuer den Rest des Landes. Man mag spekulieren das eine Lockerung des Trinkverbotes auch anderswo in "Bourbon Street" artigem Chaos eskalieren mag. Die Strasse selbst ist eine der Hauptattraktionen in New Orleans, und wird an jedem Haeuserblock von zwei Uniformierten bewacht, als wuerde man sichergehen wollen, dass der in der Gasse gestaute Irrsinn sich nicht geysirartig in die Nebengassen ergiesst (oder erbricht). Oder man versucht die Drogendealer und Prostituierten daran zu hindern die hilflosen  Betrunkenen komplett auszunehmen. Keine der hier angedachten Varianten laesst sich allerdings mit Tatsachen belegen.

Ganz friedlich liegt das Wiliam Faulkner Haus, bzw. Buchladen im Herzen des French Quarters.

Die vielen Cafes geben der Viertel einen fuer amerikanische Verhaeltnisse sehr europaeischen Charakter. Selbst Kopfsteinpflaster findet man hier. Und eine echte katholische Kirche, mit einem richtigen Turm, gebaut vor fast langer Zeit mit richtigen Steinen.

Wenn man von new Orleans am Mississppi entlang nach Norden faehrt, auf der Great River Road, durchquert man das Delta. Der Geburtsort des Blues empfaengt einen in den wenigen Oertchen die mnn durchquert mit einigen verbliebenen Vorkriegsvillen (Ante Bellum Homes), also ehemaligen Gutshoefen der halbadeligen Suedstaaten Farmer, deren gesamter Reichtum und Protz in den heute zu Museen und Bed and Breakfasts umfunktionierten Villen zu begutachten ist. Da allerdings die einmarschierenden Nordstaedtler oftmals nicht viel von den Staedten uebrig liessen und mit dem Ende der Sklaverei trotz heute umfangreicher Subventionierung der Hauptwirtschaftpfeiler (und damit Reichtum) des "Alten Suedens" zusammenbrach ist in den meisten Orten jedes 2. Haus leer und die noch bewohnten oftmals keine wirklichen Haueser sondern "mobile Wohnungsloesungen" und Bruchbuden.

Und alles nur wegen dieser kleinen, so harmlos aussehenden Plfanze.

Wider erwarten gibt es von diesen noch immer sehr viele, um ehrlich zu sein sieht man zwischen Mississippi Delta und Memphis eigentlich fast nichts anderes. Nur das es eben heute keiner wirklichen Sklaven mehr bedarf um hier etwas zu ernten. Weder Sklaven noch arbeitsplaetze scheint es hier zu geben, da wundert man sich auch nicht, dass in den kleinen Oertchen selbst die Grundschulen inzwischen mit Straeuchern ueberwuchert sind. Es lebt einfach niemand mehr dort.

Am Ende der teilweise recht trostlosen Fahrt entlang des Mississippi stand Memphis als naechstes grosses Ziel. Memphis ist auch heute noch aus genau zwei Gruenden bekannt:
Elvis und Blues. Leider sind beide schon eine Weile tot. 

Das Haus des King of Rock ist noch immer eine Pilgerstaette fuer Touristen der amerikansichen Popkultur. Natuerlich sieht man das Haus nicht ohne sich fuer viel Geld mit einem Minibus vom Grossarkplatz ueber die Strasse, durchs Tor und die 200m bis vor die Tuer fahren zu lassen.  Dem Billigtouristen bleibt den Trubel um den ehemaligen Wohnsitz herum zu bestaunen. Wie sich heraus stellt, macht der tote Saenger noch immer viele Menschen halbwegs reich, so haben sich nicht nur ein Elvis Presley Auto Museum, Elvis Presley Flugzeug Museum, Elvis Presley Heartbreak Hotel, Elvis Restaurant, Kinder-geschenke Laden, Elvis Musiklaeden, T-Shirt Laeden, Suessikeitenlaeden, sondern eine gesamte Stripmall an Mitbringsel-Einkaufgelegenheiten fuer alte, junge, reiche, arme, haessliche, gutaussehende, fremde und einheimische Elvisfans um das Domizil versammelt um eine am Portemonei zu saugen.

 Wer weniger Geld ausgeben will kann sich auch auf der Graceland umgebenden Wand verewigen, wenn e/sie noch Platz findet. Die Wand ist auch genau so hoch, dass selbst mit 1,94m noch fast nichts zu erkennen ist.

Auch in Memphis zieht sich Mississippi nur traege dahin, die als ausflugsziel empfohlene Schlamminsel in der Mitte hatte leider Sonntag abend schon geshclossen. Wie ueberhaut die ganze Stadt. Auch in Memphis ist kaum noch jemand zu Fuss unterwegs, oder ueberhaupt. Hohe Kriminalitaet und das langsame Aussterben des Blues ziehen eben nicht mehr wirklich Leute an.

Einziger Lichtblick ist Beale Street, die bekannteste Strasse in Memphis mit den nun fuer Touristen mit Neonschildern erleuchteten Blues Bars. Immerhin kann man dort auch an einem Sonntag Abend noch etwas unternehmen. Keine zwei Haeuserblocks weiter ist das aber dann auch schon erledigt. 
Wenn es dann nicht schon dunkel geworden waere, haette sich sicher noch ein kurzer Auflug zum Martin Luther King Denkmal und Buergerrechtsmuseum gelohnt - denn in Memphis schliesst sich der Kreis, zumindest was die Buergerrechtsbewegung um King angeht. In Atlanta geboren, in Birmingham Selma bekannt geworden (und verhaftet), in Montgomery gewohnt, in Memphis erschossen. Damit lagen alle fuer die Buergerrechtsbewegung wichtigen Schauplaetze auf unserer Reiseroute.

Nur wenige Stunden von Memphis liegt Nashville, das wnn uns nicht die Zeit ausgegangen waere, sicher auch noch einen Aufenthalt wert gewesen waere. Statt des Blues gibt es eben hier Country. Auch hier leicht erlaufbar auf einer Strasse versammelt quetschen sich die Musikkneipen aneinander, dazu die Country Musik Hall of Fame. Insgesamt schien die Stadt etwas mehr lebendig zu sein, das kann aber auch am Montagsbetrieb gelegen haben. Unter dem Strich erscheint Nashville, Tennessee ein Memphis fuer Weisse zu sein, die Demographie sieht zumindest dementsprechend aus. Und da viele der Country Saenger auch noch leben, bzw. sich eine neue Generation an Musikern herausgebildet hat und Nashville auch noch die Hauptstadt von Tennessee ist, scheint hier eben auch ein wenig mehr Geld in der Stadt zu stecken. Es werden auch laut Statistik deutlich weniger Leute erschossen. Nach Nashville verabschiedeten sich dann die letzten Baumwollfelder, der Sueden zog sich mit kraeftigen Regenfaellen zurueck und bereitete einen so langsam auf den nun nicht mehr zu umgehenden Herbst vor. Und damit endete die grosse Fahrt viel zu schnell, nur wenige Stunden spaeter sitzt du wieder im Buero und die Besucher im Flieger nach Hause. So schnell kann's gehen, leider.

best,
-k


Saturday, September 24, 2011

Spaetsommerkurzreise I

Und plötzlich ist es September, die Profi Football Saison hat angefangen, die College Saison ist nun schon in der 4. (oder so) Woche und Baseball neigt sich dem Ende zu. Alle Zeichen deuten auf baldigen Winter, der Pool ist nun auch geschlossen und ich sitze hier in kurzen Hosen und T-shirt und zeige jedem der nicht schnell genug wegsehen kann meinen Restsonnenbrand.

Selbigen holt man sich um diese Jahreszeit nur noch im Süden des Landes, und aus diesem und anderen Gründen war der "Sueden" dann auch Ziel eines wenigstens von meiner Seite aus lächerlich kurzen (im zeitlichen Sinne) Roadtrips. Will jetzt den im Reinkapitalismus fehlenden Urlaub nicht als Alleinschuldigen hinstellen, aber irgendwie muss es damit zusammen haengen, dass man sich nicht erlauben kann (oder traut) auch nur eine Woche aus dem selbstgewaehlten Gefängnis des mittleren Westens zu entfliehen.  Wie gewohnt musste es also schnell gehen, verzichten kann man, wenn überhaupt eben auch nur auf Schlaf.   

Erwartungsgemäß gingen den europäischen Besuchern recht schnell die Ideen aus was man in Michigan so anfangen kann. Das nun schon an Schwester und Mainzer Mitarbeitern erprobte Programm, bestehend aus einer beliebig zusammengewürfelten Kombination von Pool, Fitnesscenter, Balkon, Park, Baden am See, Ruinen in Detroit anschauen, Einkaufen, nochmals Einkaufen, Grillen, Golf/Tennis spielen und mich zum Mittagessen treffen verliert eben auch irgendwann seinen Reiz (nach etwa einer Woche). Und auch mit reichlich billigem Bier kann man die nach Hochkultur und Abenteuer suchenden Europäer auch nur begrenzt lange belustigen. Und os zogen sie von dannen, in Richtung Süden, um den Roadtrip schonmal anzufangen, bevor ich dann auf etwa halber Strecke hinzustosse.

Mit etwas Glück und ordentlich Stress liessen sich dann 3 Tage plus Wochenende herausschlagen, genug Zeit um alles und nichts zu sehen, viel Zeit in einem winzigen (fuer amerikanische Verhältnisse) Mietwagen zu verbringen und die Höhepunkte und Schattenseiten des "Südens" zumindest im vorbeifahren zu sehen. Nach 5 Stunden Vorbereitungsschlaf endete die Nacht fuer mich dann Donnerstag Morgen um 4, nur um sicher zu gehen, dass ich auch den Flieger von Detroit nach Atlanta nicht verpasse und dann dort rechtzeitig zum Frühstück aufschlage. 

Atlanta, bekannt vielleicht noch von den Olympischen Spielen ist zwar die groesste Stadt in Georgia, war jedoch nur Ausgangspunkt unseres Ausfluges und wurde zumindest von mir nicht weiter besichtigt.Erstes Zwischenziel waren die durch die Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King bekannt gewordenen Städte Birmingham, Selma und Montgomery, Alabama. Mit recht geringen Erwartungen begannen wir also den Trip mit einer Rundfahrt durch jene Städte, die sich durch mit Wasserwerfern und Hunden auf Demonstrierende losgehenden Polizisten international einen Namen gemacht hatten. Das ist zwar nun schon fast 45 Jahre her, aber dann doch irgendwie noch nicht so weit entfernt. Zumindest als Amerikanist sollte man sich das sicher auch mal angeschaut haben, den letztendlich kann einem kein Fachbuch einen wirklichen Eindruck vermitteln wenn man nicht wenigstens die Schauplätze der Geschichte mal gesehen hat. Immerhin lassen sich damit so einige Fehlauffassungen korrigieren. Eine der wichtigsten Korrekturen dieser Art stellte sich schon bei der Ankunft in Birmingham ein: Was früher einmal belebte, aktive und demonstrierende Städte gewesen sind, sind nun noch zusammengeschrumpfte Überreste urbaner Kultur, fast menschenleere Städte mit verlassenen Häusern, viel Platz und einer groesstenteils verarmten Bevoelkerung. Es bleibt zu spekulieren ob die in der 2. Haelfte des 20. Jahrhunderts zusammengebrochene Schwerindustrie und/oder vielleicht auch der schlechte Ruf der Stadt nach und nach die Menschen vertrieb. 

Mahnmale im Park vor dem Buergerrechtsmueum - Birmingham, Alabama.

Urlauber vor jener Kirche in der 1963 vier Maedchen bei einem Brandbombenanschlag ums Leben kamen. An einem de Fenster auf der rechten Hausseite stehen heute ein Gedenkstein und ein paar Blumen.

Das Capitol in der Landeshauptstadt Montgomery

Neben der Buergerrechtsgeschichte spielte Montgomery auch im Amerikanischen Buergerkrieg eine wichtige Rolle, das "Weisse Haus" des Suedens steht hier, in dem zumindest vorruebergehend der Praesident der Suedstaaten (Confederacy), Jefferson Davis, wirkte.

Martin Luther King lebte in den fruehen 60ern in diesem Haus. 

Mit den gesammelten Eindruecken der Buergerrechtsbewegung im Gepaeck folgte dann am Freitag die zweite Etappe entlang der 2005 teilweise schwer beschaedigten Golfkueste durch Mississipi nach Louisiana.

Staatsgrenze

Von der netten Dame in der Touristenauskunft direkt hinter der Grenze in Mississippi wurde uns der Strand in Biloxi empfohlen. Auch dort sind 5 Jahre nach dem Hurrikan viele der Gebaeude noch beschaedigt, bzw noch nicht wieder errichtet. Die Oelkatastrophe hat dem Tourismus am Golf auch nicht geholfen, und so kommt es das man bei bestem Wetter an einen Freitag Nachmittag, wenn auch ausserhalb der Ferien fast voellig allein am weissen Strand ist und im truegerisch harmlos aussehenden Wasser steht.

Strandbewohner 

Von den vielen Stegen und Piers im Wasser sind oft nur noch die Holzpfaehle uebrig. Und auf denen Sonnen sich die Pelikane in der Mittagssonne.

Einen Vorteil, wenn man das so nennen darf, scheint es allerdings zu geben. In einem Or an dem vor 6 Jahren zweifellos der Strandtourismus eine Haupteinnahmequelle gewesen sein muss, ist es nun im Wasser um einiges ruhiger geworden. Die Rochen liegen meist ungestoert im seichten Wasser, weder Motorboote noch Jetskies verscheuchen die Pelikane und Delfine, die man an Tagen wie diesen problemlos im seichten Badewasser stehend bei der Fischjagd beobachten kann. 

Best
-k

Friday, August 12, 2011

Déjà vu

Wieder einmal gab es Besuch aus Nevada, wie schon im letzten Sommer. Und wie letztes Jahr gab es einen Sommerverwandschaftsbesuch, komplett mit Abhol- und Bringdienst. Und wie beim letzten Mal blieb wieder keine Zeit mit dem einen oder anderen Besuch tatsaechlich etwas zu unternehmen, denn arbeiten muss man ja auch. Da blieb nur das Wochenende fuer einen Ausflug, und der ging dann auch noch wie letztes Mal (und ueberhaupt jedes 2. Wochenende) an den Lake Michigan und natuerlich zum Einkaufen. Im Grossen und Ganzen blieb also alles beim Alten, selbst das Tennis spielen.

 
Duenenerklimmer - Van Buren State Park

Aussicht auf Lake Michigan

Naturparkbewohner

Einzige Ausnahme sollte ein Abstecher nach Boston werden, doch auch dieser sollte sich in Kuerze  anfuehlen wie ein sich wiederholender Film. Einziges Hindernis war ein Kurzausflug nach Pittsburgh, denn von dort startete ein selbst mit Benzin- und Parkkosten noch biligerer Direktflug zur wohlausgeschlafenen 7. Stunde, also gerade schon bei Tageslicht. Lohn der kurzen Nacht sollte ein langer Tag in Boston sein, immerhin kamen wir dort schon zum Fruehstueck an. Nach einem kurzen Rundflug ueber die Hafeninseln und die Umgebung landeten wir dann also genau dort, wo wir frueher geschlafen haben – in East Boston.

Es ist erstaunlich wie schnell einem die Sinnesorgane mitteilen wo man ist, allein schon vom Geruch her kann man sich problemlos in der Stadt orientieren. Kaum aus dem Flugzeug und dem Shuttlebus ausgesiegen weht einem als erstes die vertraute, kuehle Meeresluft um die Nase. Die unmittelbar folgende Sicherheitsansage am Airport T-Stop klingt ebenso vertraut wie die kurz darauf kreischend zum Stehen kommende Bahn. Deren Inneres riecht heimisch, und auch daran erinnert man sich ploetzlich, nach den Plastiksitzen, der Klimaanlage und den Metallstangen an denen man sich festhaelt.

Kaum losgefahren sagt die altbekannte Automatenstimme einem die Stationen an – und jede einzelne ruft eine ganz bestimmte Erinnerung ins Gedaechtnis, zu der man schon fast die Spur verloren hatte. So spielt sich mit jeder Ansage eine wieder aufgerufene Szene ab, fast wie von einer Filmrolle.

Ansage: “Airport, doors open on the right”
Gehirn: “Du bist zuhause im Ghetto angekommen, lauf durch den Park, ueber den Huegel und tritt nicht in die Hundescheisse.”

Ansage: “Maverick, doors open on the left”
Gehirn: “Wenn du heir aussteigst, hast du einen guten Blick auf die Stadt ueber den Hafen, und siehst den ein oder anderen Drogendeal.”

Ansage: “Aquarium, doors open on the right”
Gehirn: “Das Aquarium am Hafen, dort warst du auch schon. Und wenn du hier aussteigst kannst du direkt am Waser zu deinem Fitnessstudio laufen.”

Ansage: “State Street…”
Gehirn “…Umsteigen in Orange Line wenn du zu Chris faehrst…”

Ansage: “Government Center…”
Gehirn: “Umsteigen zu Green Line, stickig und heiss, Treppe rauf, hier spielen oft Musiker fuer Kleingeld…gleich riechst du den Kaffee vom Dunkin’ Donuts, den hast du sonst immer gekauft und dazu einen Boston Cream Donut von der kleinen Suedamerikanerin…”

Kaum umgestiegen setzt sich das Spiel in der Green Line fort:

A: “Park Street”
G: “…Downtown, Umsteigen zu Redline nach Cambridge wo Jennifer gearbeitet hat…Park und Freedom Trail”

A: “Boylston”
G: “Theater District…ab hier kein Handyempfang mehr in der Bahn”

A: “Arlington”
G: “Siehste, kein Empfang, steck das Telefon ein…Boylston/Newbury Street mit den teuren Laeden”

A: “Copley”
G: “Hier aussteigen fuer Bibliothek und Prudential Center”

A: “Hynes Convention Center…”
G: “Man hoert immer noch dass dies Frueher einmal Hynes Convetion Center – ICA hiess. Da war die moderne Kunst Ausstellung bevor sie ans Wasser umzog. Seitdem ist die Ansage abgeschnitten”

A: “Kenmore”
G: “Gleich wieder Internet und Handy Empfang...aussteigen fuer Red Sox/Fenway Park und den Buchladen an der Boston University.”

A: “Blandford Street”
G: “Tageslicht! Von jetzt an geht’s ueberirdisch weiter…”

A: “BU East”
G: “Oh Gott, 3 Haltestellen fuer meine Uni– das dauert ewig und wird mitunter unangenehm voll, hier siehst du auch das College of Communication”.

A: “BU Central” ….. “BU West” …
G: “Campus, hier ist meine Magisterarbeit entstanden und dort geht Jen noch immer zur Uni…muessen wir an jedem Stopp anhalten? So ein Mist..Ich hab Hunger”.

A: "Pleasant Street"
G: "zu deiner Rechten der riesige Sportkomplex der BU, mit den Laufbaendern direkt hinter der Glaswand, damit du abends die Maedels beim Trainieren siehst…"

...

A: “Packard”
G: “Aussteigen! Du bist in Allston – Willkomen zuhause”


Und so weiter… jedes Geraeusch, sei es die Polizei, die Warnklingel der Bahn oder das Hupen der Autos ruft eine Erinnerung hervor, selbst der staubige Geruch im Eingangsbereich und Treppenhaus der Apartments ist bekannt. Gleichzeitig signalisieren diese Reize dem Gehirn natuerlich auch, dass es jetzt nicht mehr muede sein will. Schlafen kannst du in Michigan. Und schon beginnt die Rundreise durch die Stadt am Meer - und schnell musste es gehen immerhin blieb nicht mal eine Woche. Vielen Dank dafuer wie immer an den amerikanischen Reinkapitalismus in dem Urlaub genauso gerne gesehen wird wie die Verischerungspflicht.

Endlich mal wieder in einer richtigen Stadt

Da die Bilder vom Freedom Trail sich auch nur wiederholen hier die einzige Neuerung: Diesmal waren wir sogar auf der Old Ironside (USS Constitution), dem aeltesten und noch einsatzbereiten Kriegsschiff.

 Mit bei den Hexen in Salem

 Nathaniel Hawthorne - der nicht nur aus Salem stammt sondern auch darueber geschrieben hat

 Hafen in Salem - einst der wichtigste Handelsumschlagplatz in den USA, wurde dann von Boston und New York abgelöst.

The House of the Seven Gables -  Titelgeber fuer Hawthorne's bekanntestes Buch neben dem "Scarlet Letter"


In Salem liegt auch ein Passagier der Mayflower begraben



Geburtstagsspaziergang nach dem Regen

Am 7. 8. gab es eine Ueberraschung: 

Kleine (Eintritts)Karte statt vieler Worte

 
Die Mehrheit der Besucher hat sich gefreut beim Spiel zu sein 

 Selbst Pooty kann die Yankees nicht leiden und wollte sich persoenlich vergewissern, dass wir auch gewinnen. Und nach nur 4 Stunden und 15 Minuten bleibt folgende Erinnerung:

:)


 Der alte Mann und das Meer - am Singing Beach in Manchester

 
Im Laufe des Nachmittags wurden die Wellen immer groesser, und damit auch mir zu gross, denn genau hier hatte ich mir bei aehnlichen Bedingungen letztes Jahr beim Bodysurfen den Ruecken verstaucht.

 Zurueck am Atlantik



Vorruebergehender Abschied, der zumindest zwei der drei Abgebildeten schwer fiel.


Best,
-k