Sunday, February 21, 2010

3 Kurztrips: NY, D.C. & Jennifer's Kochbücher

Viel ist (leider) nicht passiert in den letzten Wochen wenn man mal von den größeren Nachrichtenereignissen absieht, daher ist der Bericht auch eher eine willkürlich zusammengewürfelte Kollektion von Einzeleindrücken und hat eigentlich so gar keine wirkliche Bestimmung. Daher spar ich mir auch gleich zu Beginn die Schimpftriaden über den Wahlausgang in Massachusetts und unseren neuen Republikanischen Senator im ehemaligen Kennedy Sitz. Nachdem selbst die von er Politik wenig begeisterte Jennifer sich zur Wahl aufraffte und dann am gleichen abend miterleben musste, wie wenig ihre Stimme dann am Ende etwas ausgemacht hatte, habe mich vor lauter Ärger in Hunter Thompson Manier zuhause eingeschlossen, solange die Hochrechnungen verfolgt bis feststand, dass alles vorbei ist und mich dann auf Nimmerwiedersehen ins Bett verzogen. Fast wäre ich der Kommunistischen Partei beigetreten, noch am gleichen Abend, aber deren Website war so mies, dass ich's mir dann doch noch mal anders überlegt habe.
Mit Massachusetts ist die Hochburg des Liberalen Geankengutes gefallen, die Konservativen, Truckfahrer und Evangelisten erobern das Reich zurück. Nun nicht ganz, Boston und Cambridge halten sich wie ein gallisches Dorf unbeeinruckt von den ringsumher zelebrierten Tea Parties, deren Name auch noch unverdienterweise an den Beginn des amerikanischen Unabhängigkeitskampfes erinnern soll und vom inzwischen zum Propagandakanal mutierten Fox-News Channels zum Symbol des Widerstandes aller Zuvielsteuerzahler gegen die Sozialistische Obama Regierung hochgeputscht wird. In Texas spricht man von Sezession und erst kürzlich rammte sich ein Verwirrter in bester Al Qaida Manier mit seinem Kleinflugzeug in die Steuerbehörde IRS, direkt in Austin. Die Radikalisierung des Pöbels ist in vollem Gange, Gelegenheitsterrorismus wird Wort es Jahres 2010.
Wie dem auch sei, in Haiti sind 1,2 Millionen obachlos und zwischen 150,000 und 270,000 grundlos verschüttet. Es sei denn man glaubt eine amerikanischem TV Prediger der das Ganze als göttliche Rache für einen angeblichen Teufelspakt des Inselvolkes rechtfertigen wollte. Oder Rush Limbaugh, der seinen Millionen Radioanhängern ins Ohr zwitschert dies alles spiele der Obama Regierung in die Hände und das man doch bitte nicht für die im Dreck verreckenden Kinder spenden muss, denn die guten amerikanischen Steuergelder fließen doch sowieso schon in die ganzen armen Länder... aber lassen wir das.
So stürmisch, unangenehm, und turbulent kühl-deprimierend trotz sonniger Zwischenspiele wie so ein Januar eben ist, so verliefen auch meine, unsere letzten Wochen in Boston.
Für Jennifer hieß das vor allem Prüpfungsvorbereitungen und Selbststudium garniert mit 2 sechstündigen Doktorexamen die man wohl aus guten Grund nicht beide im gleichen Semester ablegen sollte. Auf meiner Seite steht die triste Suche nach einem Unternehmen das trotz Krise bereit ist mich für ein Visum zu sponsorn, bzw. dies auch kann und da wird die Auswahl schon sehr sehr dünn.
Immerhin fiel eine der zuvielversprechenden Chancen auf eine Anstellung mit Jennifers Kurztrip nach New York zusammen, denn dort fand kostenlos eine Aufführung von Viktor Ullmanns "Cornet" statt und selbigen sollte man schon gesehen haben wenn man darüber eine Dissertation schreiben will. Die mit 2-3 Dutzend mehr oder weniger interessierten Zuschauern kaum besuchte Veranstaltung an einem grauen Holocoust-Gedenktag ergab immerhin ein paar wissenschaftliche Kontakte und brachte uns recht nah an mein Ziel: Washington.
Extra für uns war am Montag dann auch schon einmal kurz Frühling in der Landeshauptstadt, sodass ich schon ohne Jacke urch die Stadt spazieren konnte. Wer hätte auch ahnen können, dass es nur eine Woche später den Wintereinbruch des noch jungen Jahrzehntes geben würde? Nachdem das hervorragend verlaufene Interview sich dann doch (wie erwartet) an einer Mauer der Bürokratie zerschellte und man keine Ausländer einstellen konnte, hatte ich dann wenig Lust auf eine Stadtrunfahrt und daher gibts auch nur zwei im Vorbeifahren geschossene Alibi Bilder.
Alibibild 1

Alibibild 2


Hätte mir vorher jemand gesagt das Kobe Bryant am gleichen Tag zu einem Besuch beim Präsidenten war, hätte ich mich vielleicht noch zum Verweilen hinreissen lassen, aber die tausend oder so Kilometer Rückreise fahren sich ja auch nicht von alleine.

Zuhause angekommen und inzwischen wieder mit Arbeit ausgelastet (Jennifer zurück im Legal Sea Foods und ich in der Bibliothek) sind unsere Ausflüge jetzt auch noch bescheidener geworden, meist reichen sie genau bis in die Küche und wieder zurück. Dabei gibt es trotz allem so einiges zu beobachten:
Zum Beispiel eine sich im heißen Wasser entfaltende Distel-Tee-Blüte, die selbst im 2. und 3. Aufguss noch erfrischenden Tee hergab.

Oder auch ein (vegetraisches) Vor-Valentinstags Gericht aus dem Backofen, Gemüse Gemüse Gemüse!
Und dazu ein Glas Wein

Vom Besuch eines älteren "italienischen" Familienrestaurants inspiriert: Meatballs, dazu Spaghetti

Und zum Abschluss ein Eindruck meines sich deutlich über Bagel hinaus entwickelnden Frühstücksmenüs:
Omlett mit Avocado, Paprika, Schinken, Käse, Rucola, und grüner Salsa. Natürlich von Jennifer angerichtet!

Weitere gern gesehene Frühstückselemente (nicht im Bild) sind des öfteren Bagel mit Cream Cheese und Avocadostreifen; oder Speigelei, Ahorn-Bacon und Joghurt und dazu auch häufiger gebratene Bananenhälften. So fangen die Tage wenigstens gut an, zu oft enden sie doch noch immer (fast) ergebnislos.

Einen letzten Tiefpunkt erlebte der Winter als sich ein angekünigter Schneesturm nicht blicken ließ, die von Medien verängstigten Menschen hatten schon Hamsterkäufe begonnen, Studenten, Schüler und Angestellte wurden vorsorglich zu Mittag nach Hause geschickt, Veranstaltungen fielen aus und der Bürgermeister rief zum totalen Salzkrieg aus. Und die Straßen waren auch weiß, wenn auch nur vom Salz denn sonst fiel nicht viel. Schneesturmvorbereitung auf amerikanisch, viel Wind um nichts und einen Haufen Geld hat das bestimmt auch gekostet.

Vom Tiefpunk zum Endpunkt, selbiger kam ganz überraschend für meinen Mentor und Professor Emeritus der Boston University: Howard Zinn. Einfach umgefallen, gerade unterwegs in Kalifornien und noch immer vielbeschäftigt mit Veröffentlichungen und Vorträgen starb der noch junge 87 jährige Zinn nach einem Herzanfall. My Hero will always be Howard.

Zum Nachlesen:
http://www.howardzinn.org/default/index.php

1922-2010


best,
k