Letzte Nacht auf fremden Fußboden:
So, da sitz ich nun. Auf dem Fußboden von Josh’s inzwischen leerem Zimmer, Jennifer und Dan machen sich gerade fertig um noch zu ’ner Show zu gehen, ich bleib mal lieber hier und hol etwas Schlaf nach –und erzähl euch was es so Neues gibt. Da ich dazu angehalten wurde nichts abenteuerliches mehr zu schreiben um die Nerven meiner Familie zu schonen wird’s von nun an etwas langweiliger werden. Wie Ihr wollt.
Fangen wir mal mit gestern an, zumindest mit den Dingen an die ich mich entsinnen kann. Gestern war Check-In an der Orientation und die ganzen College-Kids strömen in die Stadt. Vor jedem zweiten Haus steht ein Umzugswagen, Müll und Möbel türmen sich auf der Straße und werden in kürzester Zeit von anderen wieder aufgesammelt, auf Autodächer gebunden oder einfach ins nächste Apartment geschleppt. War dann mit meiner Kommilitonin Anke beim Check-In mit unserem Austausch-Koordinator, dann beim College of Communication wo unsere Stundepläne nocheinmal nach unseren Wünschen geändert wurden. Alle sind hier wirklich sehr nett, reißen sich fast den Arsch auf um alle unsere Wünsche und Probleme zu berücksichtigen, außerdem sind die ganzen Mitarbeiter an der Uni sehr informell und aufgeschlossen, was Service und Leistungen gegenüber Studenten angeht kann man sich diesbezüglich so einiges abschauen in Deutschland, bezahlbar ist der ganze Trubel aber offensichtlich auch nur durch die horrenden Studiengebühren die uns Privilegierten ja erspart bleiben.
Und dann hab ich zum Zweiten Mal das Gesetz gebrochen (Nummer 1 war als ich am Tag meiner Ankunft in der Öffentlichkeit Alkohol getrunken hab, denn das ist laut State Law verboten), indem ich arbeiten war. Wie ich heute erfahren habe, darf ich gar nicht außerhalb des Campus arbeiten, und damit hat meine Aushilfetätigkeit bei einer Umzugsfirma bei der wiederum Bekannte von Bekannten arbeiten die mich dann angerufen haben ob ich nicht Zeit hätte (Ja, so einfach ist das hier) auf jeden Fall ein weiteres Gesetz gebrochen. Da bin ich also mit der U-Bahn durch halb Boston gekurvt, hatte kein Mittag, dafür ein weiteres Frühstück bei Mcdonalds für $4, hab mal eben $30 in 3h verdient und bin dann zurück zum Apartment um kurz zu duschen. Dann gings auch schon zurück an die Uni, denn um 1830 sollten Trips durch Boston starten. Mit dem festen (Irr)glauben, dass dieser Trip ein Abendessen einschließen würde waren wir dann im „Northend“ von Boston, am äußerst malerischen und wunderschönen Hafen, im Italienischen Viertel und im Finanzviertel. Das alles bei Abenddämmerung, Sommertemperaturen und mit knurrendem Magen.
Letzterem wurde dann mit einem Quarterpounder wieder etwas bessere Laune bereitet. Dann gings auch schon zur Wohnung zurück und meine Beine und Arme wurden langsam schwerer. Da die Wohnunhg nicht nur verdreckt sonder auch verlassen und abgeschlossen war blieb mir dann nichts anderes übrig, als noch mal 15min durch die Stadt zu marschieren um zu Jennifers Freundin zu gelangen. Zwischendurch musste ich noch kurz in den Liquerstore um eine der ausgezeichneten 8,1% Flaschen Stählerne Reserve zu besorgen (Maltliquer) und von da an war der abend gelaufen. Wie beim letzten Mal mussten wir dann noch in zwei weitere Bars und der heutige morgen brachte das verdient brutale Erwachen gegen 7:35.
Heute ging die Orientierungswoche dann richtig los und die ganzen anderen Internationalen und neuen Studenten sammelten sich um sich instruieren und rumführen zu lassen. Übrigens auch ein Novum, so ausgedehnte Orientierungen gibt’s in Deutschland nicht, brauchen wir auch nicht weil unsere Studenten nicht so hilflos und verweichlicht sind, dass sie mit riesigem Personal und Materialaufwand, einschließlich leerreichen Sketchen, und großangelegten Massenkundgebungen instruiert werden müssten. Trotzdem sehr angenehm, denn es gab freies Essen zu Mittag und heut Abend ein umfangreiches Barbeque.
Alles in allem schien heut die Welt auf dem Kopf zu stehen, denn ich war einer der am besten organisierten Studenten, da ich im Gegensatz zu den meisten Neuankömmlingen ja schon alle Formalitäten erledigt hatte. Daher konnte ich dann auch gleich mein Expertenwissen weitergeben und andere, wie die beiden orientierungslosen Franzosen, mit instruieren und vor größeren Problemen bewahren. Insgesamt ist die Internationale Gruppe ganz nett, auch wenn einige Probleme mit English zu haben scheinen.
Als ich dann gegen Mittag langsam wieder klar war im Kopf setzte dann leider meine Müdigkeit ein und trübte meinen Triumphzug ein wenig. Des weiteren sei angefügt, dass ich nun mein Konto hier eröffnet hab; wie schon beim letzten Mal hab ich aber keine Ahnung, was ich da unterschrieben habe. Immerhin gab es einen Haufen unnützen Werbekram dazu, u.a. zwei Frisbees, Stifte, Trinkflasche etc. Dann hab ich, zuvorkommend wie ich mich hier gebe, doch gleich noch anderen geraten ein Konto zu eröffnen, was mir dann jeweils $10 für Kundenwerbung einbrachte. Wie einfach doch manchmal alles sein kann.
Wie dem auch sei, morgen ist großer Umzugstag, frag mich nur wie wir unsere jeweils 2 Reisetaschen, Rucksack, Laptop, Bücherregal, Tisch und 2 Matrazen (letztere Artikel gabs vom Nachbar über uns -der gerade auszieht- für umsonst) zu Fuß, d.h. ohne Auto 10 Blocks weiterschleppen sollen. Naja, aber darüber macht sich meine Mitbewohnerin wohl morgen Gedanken, bis 9 müssen wir hier raus sein, dann ziehen die nächsten ein. Sehr seltsam alles, selbst für mich. Saubergemacht (Abreisen und Neubauen wären das Beste) wird offenbar gar nicht erst. Und obwohl ich mir die Orientation eigentlich sparen könnte, muss ich doch die kostenlosen essen mitnehmen damit sich das Geld wenigstens rechnet. Und das wird es wenn man bedenkt was ich huet schon alles gegssen hab (Riesensandwich am Mittag, 2 frisch gegrillte, männlich-große Burger heut Abend, beides kostenlos!).
Knüller des heutigen Tages war die Belehrung darüber was man alles nicht darf, emotional, effektreich und dramaturgisch meisterhaft vorgetragen vom Rektor persönlich und zwei Gastsprechern des hiesigen Polizeireviers. PowerPoint unterstützt und mit Army-Instructor Tonfall hat man uns darüber aufgeklärt das Alkohol schlecht ist, illegal sowieso und umbringen tut es einen auch wie eindrucksvoll an einem Beispiel demonstriert. Auch Waffen, gefälschte Ausweise, Drogen und Vergewaltigungen sind untersagt, beschützt werden wir vor all dem jedoch durch die Uni-interne Polizei und entsprechende Notfall-Telefone. Selbstverteidigungskurse für Frauen gibt es auch und es ist unerlässlich seine Wohnung abzuschließen um Diebstahl vorzubeugen. Auch den Feueralarm darf man nicht zum Spaß benutzen. Garniert wurde die meist drohend formulierende Moralpredigt für Gipsköpfe dann noch mit lebhaft dokumentierten Beispielen darüber, was passieren kann, wenn man sich nicht dran hält. Die meisten Verstöße resultierten, wenn nicht mit dem Tod des Beispielgebers, zumindest aber mit dessen Verhaftung. Gut das wir aufgeklärt wurden, woher soll ich denn wissen das man keine Handgranaten mit an die Uni bringen darf, aber gut, nicht Alle scheinen so clever zu sein sonst hätte man ja keine konfiszieren können.
Gut, jetzt ist es fast 2400, Zeit Andre zu gratulieren eh ich seinen Geburtstag auch nach amerikanischer Zeit noch verpasse und dann sollte ich wohl schlafen…
Best,
-k
4 comments:
Sehr lustig! Und die Rechtschreibung wird auch immer besser. Nicht, dass du jetzt in Amerika anfängst deutsch zu lernen. Komisch finde ich auch, dass ihr einerseits keinerlei Besitztümer zu haben scheit, der Umzug sich dann aber doch als Prolem darstellt. Da ist es doch gut, dass du bei deinem Minijob schon einmal üben konntest. Ich finde es auch unfassbar, dass du so einfach als Aushilfe engagiert wurdest. Alles anders da....
PS: Meiner unbegreiflich bedeutungsschweren Meinung nach nimmt es deinem Vorsatz, von nun an nichts "aufregendes" mehr zu schreiben, jegliche Kraft, wenn du weiterhin in jedem Post erwähnst, dass du Malt Liquer kaufst und trinkst. Es sei denn, es handelt sich dabei neuerdings um eine Form von Mineralwasser?
Klingt schon viel besser , hab mich richtig amüsiert, hoffe auch die anderen Familienmitglieder sehen langsam ein , dass du kein Todesurteil bekommen hast
um auf das Todesurteil zurück zu kommen, wer weiß was er da bis jetzt unterzeichnet hat ...
gibt es eigentlich alkoholfreien malt liquer - probably not. wie schon erwähnt die gewohnte zynik und der spontane witz scheinen mit dem alkoholpegel zu sinken ...
Me dost beseech the idea the she who’s womb you’ve been ripped of troubles her mind slightly too much with the normal toils of any student’s regular life. Frailty, … but only kidding. Hence, keep on writing about and liquid that that passeth thy gullet, lady that moves John Thomas or trip thou art on, so being a little more kind to those who are less than kin. Anyway, wish you all the best, Sally, I’ll head for a longer mail as soon as I’m down in the motherland. Until that you now what the rest will be…
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