Friday, February 02, 2007

Nichts ist von Dauer

Alles was wir tun, erleben, denken ist wohl irgendwann einmal vorbei. Manchmal ist es gut zu sehen das man etwas endlich überstanden hat, viel zu oft jedoch läuft die Zeit schneller als sie soll und man merkt erst wie viel man erlebt hat, wenn es vorbei ist oder man auf unangenehme Art an die Vergänglichkeit und Kurzweiligkeit eines jeden Zustandes erinnert wird.

Bereits in Casablanca wurde darüber nachgesonnen, besonders in dem dazugehörigen Song ‚As Time Goes By’. Die Musik ist voll mit Beispielen, Bob Dylan sagt ‚the times they are a-changing’ und trotz aller Vergänglichkeit meinen die Sportfreunde ‚Ans Ende denken wir zuletzt’. Um das Abstrakte etwas greifbarer zu machen hier ein paar Beispiele für meine doch eigentlich banale Erkenntnis.
Der uns drohende Rauswurf scheint angeblich abwendbar zu sein, und obwohl ich vor zwei Tagen die schriftliche Erinnerung das Gebäude innerhalb von 14 Tagen zu räumen in den Händen hielt, scheinen auf mirakulöse Weise nun doch die notwendigen Gelder aufgetaucht zu sein bzw ganz bald aufzutauchen um unsere Eviction zu verhindern. Damit ist die Zeit des Bangens und Wartens zumindest für die Daheimgeblieben nun erst einmal vorbei. Ein Hurra auf die Vergänglichkeit aller Bedrohungen. Ich selbst hab mir ja wahrscheinlich weniger Sorgen gemacht als einige zu Hause, doch das ist verständlich da ich ja Informationen über mein Wohlbefinden etc nicht aus meinem fatalistischen Internetblog beziehen muss, sondern seit einiger Zeit wusste dass es wohl schon irgendwie klappen wird.
Leider gehen auch die guten Zeiten vorbei, so zum Beispiel das Highlight der Woche, vielmehr des Monats: Mein vielleicht einziges Spiel der Los Angeles Lakers, beziehungsweise des einzigen Spielers der jemals auch nur Ansatzweise in einem Atemzug mit Michael Jordan genannt werden darf (und das sogar im Boston Globe). Letzterer soll mal gesagt haben dass, wenn immer er irgendwo gespielt hat er jedes Mal alles gegeben hat auf dem Spielfeld, da er wusste dass vielleicht jemand im Publikum sitzt der ihn nur ein einziges Mal im Leben zu sehen bekommt, und das diese Person ihn dann von seiner besten Seite erleben sollte, er dann für diese Person spielt. Ich weiß nicht ob das stimmt, klingt auch etwas cheesy fest steht aber, dass ich mit dem festen Gedanken im Kopf zum Spiel ging, dass es wohl meine einzige Chance sein wird jemals den für mich besten Spieler zu sehen. Glaub nicht dass man ihm gesagt hat dass ich da bin, gesehen haben kann er mich wohl nicht da man so kurz unter dem Dach kaum jemanden erkennt. Trotzdem kam es mir vor als hätte Kobe Bryant an diesem Abend nur für mich gespielt und auf wunderbare Weise ein unglaubliches Spiel hingelegt (Angemerkt sei dass er natürlich auch für Katie gespielt hat, da sie ja aus LA ist, leider aber nicht für Tyler, denn der wurde von der Security nicht in die Halle gelassen da er eine Tasche bei sich hatte). Gerade weil Tyler beim Spiel nicht dabei sein durfte war die Stimmung etwas gedrückt, besonders für die Boston Fans die mit ansehen mussten wie Kobe ihr Team nicht nur besiegte sondern sprichwörtlich auseinander genommen hat. Jedes mal wenn auch nur der Hauch von Hoffnung in der Halle aufkam dass man die 13. Niederlage in Folge verhindern könnte, verstand es Kobe alle Celtics Fans verstummen zu lassen. Egal ob mit ein, zwei, drei Verteidigern auf den Füßen oder einfach von so weit hinter der Dreierlinie dass noch niemand daran dachte ihn überhaupt zu verteidigen, nagelte er einfach mal 7 Dreier in den Korb und hielt die Lakers in Führung. Und als dann im 4. Viertel einer der Celtics’ versuchte mit einem frechen Dunk wenigstens in der Sportschau in den Top 10 aufzutauchen, verhinderte Kobe dies im direkt darauffolgenden Spielzug mit einer Kostprobe seiner eigenen unglaublichen Sprungkraft und einem krachendem Dunk nach einer irgendwie um-alle-herum-unter-hinter-über-dem Korb Bewegung, die all jene Fans die noch nicht auf dem Nachhauseweg waren dazu ermutigte aus ihren Sitzen zu springen und von einigen dreisten LA Fans angestachelt die unüberhörbaren „Kobe“ und „MVP“ Rufe erklingen zu lassen –ein mittlerer und noch nie dagewesener Skandal in der Stadt die die Lakers hasst wie kaum eine zweite auf der Welt. Wahrlich unglaublich. Doch dann wars auch schon vorbei, alles strömte nach draussen und Kobe verschwand auf nimmer Wiedersehen in den Katakomben des Gardens. Good-bye Hardwood Hero.
Ob ihrs glaubt oder nicht, aber genauso schnell wird auch der Superbowl zuende gehen, am Sonntag, selbst wenn die Party davor (bei David unserem Austauschkoordinator) die ganze Sache noch etwas künstlich verlängert. Ich freu mich drauf, selbst wenn dies nichts ist im Vergleich zu Kobe. Und da die Patriots nicht dabei sind wird sich die Euphorie der Stadt wohl etwas in Grenzen halten.
Wo ich bei Euphorie bin, selbige hat mich in letzter Zeit zu manch wunderlicher Tat bewegt und ich beginne an meiner Vernunft zu zweifeln, doch dazu ein ander Mal mehr. Das vergangene Wochenende war wahrscheinlich gerade deshalb auch wieder ein sehr gelungenes, leider ist es nur noch 2 Tage lang, da ich sowohl Montag als auch Freitag Uni habe. Da die Klassen gut sind und mich interessieren werde ich wohl darüber hinweg kommen. Die Arbeit an der Doku über die Movers and Shakers läuft gut und kulminiert Freitag wenn wir beim Konzert drehen, dabei kann ich hoffentlich meinen kleinen Patzer vom Montag wieder gut machen, als ich zum zweiten mal in Folge ein spannendes Interview mit Dan gehalten habe nur um nachher festzustellen, dass die Kamera zwar angeschalten war, ich aber vergessen hatte auf AUFNAHME zu drücken. Unglaublich, zwei Mal mit der gleichen Person das gleiche Interview verrissen. Und offenbar lustig genug um eine andere Doku-Gruppe dazu bewogen zu haben nun eine Dokumentation über die Arbeit meiner Gruppe zu drehen. Kein Kommentar dazu.
Nach der Feuerzangenbowle vom letzten Wochenende steht dieses Wochenende nun mal ein Kinobesuch an (zu dem ich mit etwas Glück ausgeführt werde) und dann treff ich mich auch endlich mal mit der anderen Dresdenerin hier in Boston.
Sonst noch was? Ach ja, für die Umwelt hab ich mich auch eingesetzt, indem wir (Jeronimo + Kumpel, Mariangel und ich) bei einer Veranstaltung zum Thema Globale Erwärmung teilgenommen haben und dort Al Gore’s Dokumentation (An Inconvenient Truth) sehen durften. Die Petition haben wir auch gleich noch unterschrieben.
All die schönen Dinge jedoch sind nicht von Dauer und das Fundament meines Aufenthaltes bisher droht schneller einzustürzen als es soll. Als Jen mir vorgestern mitteilte, dass sie schon eher wieder nach Texas zurückkehren wird als geplant, wurde ich auf unangenehme Weise wieder daran erinnert wie schnell der ganze Spass vorbei sein kann. Die Gründe zu ihrer Entscheidung sind vielfältig und vor allem familiär, gehören hier also nicht hin -aber die Gewissheit bald ohne sie hier zu leben droht mein Seifenblase der Infinitiven Sorglosigkeit platzen zu lassen- so abrupt hatten wir uns das Ende nicht vorgestellt. Es kommt eben immer alles anders und meistens als es soll.
Best,
k


ps:
Das große Experiment...

schien doch zu funktionieren

alle staunen gespannt...
Die Celtics laufen auf
Kobe an der Linie... 10 von 13
Halbzeitshow mit lustigen Springern

Der große Videowürfel zeigt noch einmal die Highlights

Phil Jackson hat die Fäden in der Hand auch wenn er nach seiner Hüft OP noch immer etwas humpeltKobe scored nach Belieben, die Celtics waren Zuschauer in der eigenen Halle
Purple-Golden reign

2 comments:

Anonymous said...

Kann zwar mit den Spieleinzelheiten nicht viel anfangen, aber es freut einen ja wenn es dir gut geht, schade, dass Jennifer zurück muss/will- wann reist sie ab?
Lässt du dich etwa aushalten- oder wer spendiert hier Kinobesuche?

Anonymous said...

Hallo Großer, wollten Dir nur mal eine Nachricht geben, damit Du weißt, daß wir Deinen Bericht gelesen haben. Was macht bei Euch das Wetter? Haben im Fernsehen gehört, daß es sehr kalt sein soll. Schnee läßt bei uns noch auf sich warten und die Temperaturen lassen sich aushalten. Ansonsten alles im grünen Bereich. Grüße an Dich!