Tuesday, March 18, 2008

Zu Besuch bei Sami Sunchild

Nun sitz ich hier, diesmal nicht im Badezimmer sondern wiedermal in der Student Union am Charles River in Boston. Das Wetter ist erwartungsgemäß kalt, trocken und windig. Die Spuren der so sehnsüchtig aufgesaugten Westenküstensonne verschwinden in Form von trockener Haut von meiner Nase und da Jennifer an der Uni ist und der Globe gelesen, bleibt Zeit ein wenig zu reflektieren.
Nachdem wir unsere Fahrt entlang der Pazifikküste dunkelheitsbedingt haben etwas abkürzen müssen, fanden wir uns alsbald im bunten Hippiebezirk Haight Ashbury wieder und checkten ins Red Victorian ein. Das "Hotel" wurde 1904 erbaut und fiel über Umwege in die Hände des nun alternden Blumenkindes Sami Sunchild, die es, wie mein Reiseführer mir schon vor 10 jahren erzählte, "liebevoll restauriert hat." Jedes Zimmer hat sein eigenses Motto, das Haus ist Ort der Begegnung, des Friedens und voll positiver Energie. Die meiner Schätzung nach um die 70 Jährige Besitzerin hat jedes Zimmer selbst entworfen und mit eigenen Bildern und Kunstwerken verziert. Zu den Hightlights gehören ein Badezimmer im Stil eines Aquariums mit Goldfischtank als Klospülwasserbecken sowie ein durchaus inspirierender mit Lichtern und spiegeln verziertes Badezimmer das den Namen "infinity" trägt. Selbiges diente unter anderem als Arbeitszimmer für einen der vorhergehenden Einträge (siehe unten).
Nun hatten sich Jennifers Eltern entschlossen uns noch einmal zu besuchen und kamen demnach mit dem Auto noch einmal von Carson, Nevada bis an die Küste um den Tag mit uns zu verbringen. Nach einem Mittagessen in der meiner Meinung nach teuren Sauerteigbäckerei am Pier 39 im Hafen der Stadt (hatte Sandwich mit Krabbenkuchen), tummelte wir uns mit den anderen Touristen in der windig-kühlen Fisherman's Wharf, in Chinatown und den Hügeln der Stadt. Mit einem alten Cable Car sind wir auch gefahren, das kostete ganze $ 5 pro Person für die Einzelfahrt, eine Frechheit in meinen Augen. Höhepunkt für mich war der Besuch des City Light Bookstores, jenem verwinkelten, alternativen Buchladens in dem schon die Beatnikgrößen Kerouac, Ginsberg und Freunde Inspiration fanden. Einmal da und angesteckt vond er guten Atmosphäre hat sich Jennifer immmerhin einen Kurt Vonnegut (Breakfast of Champions) und ich einen Chomsky (Failed States) und Ginsberg's "Howl" geleistet. Letzteres, für alle Neulinge, ist das Kultgedicht der Beatnikbewegung und neben Kearouacs "On the Road" wohl eines der bekanntesten Werke dieser Zeit. Das schönste daran ist, dass ich endlich mal wieder Bücher kaufen und lesen kann, die ich tatsächlich auch lesen will und die trotzdem für mein Studium nützlich sind. Und das alles auf einen Schlag, gepart mit einer Anekdote wo ich die Dinger gekauft hab müsste schon für die Eins in der Prüfung Amerikanistik reichen. Obendrauf noch die Bilder aus dem Hippie District und aus dem Japanischen Gefangenenlager und den Kulturwissenschaftlern dürfte die Sprache wegbleiben. Ha, normalerweise macht man solche Bildungsreisen mit staatlicher Unterstützung während der Schulzeit und nicht auf eigene (Barclaycards) Kosten in den Ferien!
Der Tag lies uns relativ erschöpft im quirligen Haight Ashbury zurück, Jennifers Eltern reisten ab und wir versuchten mit Hilfe einer Jazzband in einer der kleinen Kneipen gegen die Müdigkeit zu kämpfen. Der Sonntag brachte dann die im Namen bereits versprochene Sonne, in der die Golden Gate Brücke in einem recht angenehmen Licht erstrahlte und den Bei Sami gewonnenen Eindrücken und Träumen von einer besseren, friedlicheren Welt Nachdruck verleihen zu schien. Später dann gings auf dem Weg zurück zm Flughafen noch an zwei kleinen, von Wellen und Wind gepeitschten Stränden am Highway 1 vorbei, um in der im Pazifik untergehenden Sonne ein rennen um den Erdball aufzuschwatzen -bis zum Atlantik. Wie sich herausstellte haben wir das dann auch, wenn auch denkbar knapp gewonnen und kamen etwas eher an als sie. Jetblue 1 : Sonne 0. Die alte Stammtischweisheit "hintenrum is kürzer" scheint sich zumindest hier nicht bewahrheitet zu haben.

am Highway 1

Abendstimmung am Big Sur

Blumenkind

Brücke für Touristenfotos

Tschüß, Sonne, bis zum nächsten mal
...

2 comments:

T said...

like your new design and the pic behind the heading (Dr. Pepper - you better bring me one ... strawberry-cheese-cake something as i remember)

T

Anonymous said...

Wie immer keine Zeit und alles viel zu spät gelesen, trotzdem gut und ein bisschen Neid über das ,was du alles gesehen hast macht sich schon breit, ich bin nun schon soooo alt aber den Großteil des Beschriebenen werde ich wohl im riginal nicht zu sehen bekommen. Die Bilder sind auch toll.bis die Tage