ist nun doch endlich President-elect der Vereinigten Staaten, und insofern er nicht vorher von Anhängern des modernen Ku Klux Klan erschossen wird, könnte sich tatsächlich einiges auf dieser Welt zum besseren wenden. Das diese heimlich Befürchtung nicht völlig abwegig ist untermauert ein heutiger Bericht aus dem Boston Globe (der Einfachheit halber einfach im Text nach Obama suchen).
Die Wahlnacht ist nun eine Woche her, und es ist an der Zeit einmal ein wenig über die Signifikanz des hier als historisch gefeierten Ereignisses nachzudenken.
Nach nun annähernd 8 Jahren unter dem auch hierzulande unbeliebten 2. Bush schien das ganze Land wie befreit gegen 1100 abends am 4. November aufzuatmen, als klar wurde, dass der sich anbahnende Sieg des Demokraten nicht nur unabwendbar ist sondern auch noch in lawinenartigem Ausmaß über das Land rollen würde.
Die meisten Bars in Boston waren fest in Demokratischer Hand, die wenigen Republikaner verhielten sich stumm, wenn sie überhaupt anwesend waren und der Jubel drang ungehemmt durch das nächtliche Boston. Menschen schrien, jubelten, fielen sich in die Arme und weinten, Autos fuhren hupend durch die Innenstadt, fast so als hätten die Red Sox eine weitere World Series gewonnen, oder zumindest als hätte ein Krieg geendet.
Damit entschied sich auch Jennifers und mein symbolischer Handel und sie muss nun nicht wie im Falle eines McCain Triumphes beschlossen, das Land verlassen. Die Ausreise nach Deutschland hat sich damit zumindest einmal verzögert.
Nach einer euphorischen Nacht begann dann der nächste Tag fast wie der vorherige, der Präsident hieß immer noch Bush, die Wirtschaft krankt noch immer und die Knappheit an Gebrauchsgütern hatte selbst schon die Zeitungen erfasst.
Die für meine Abschlussarbeit zwingend erforderlichen Ausgaben des Boston Globe und der New York Times waren in keinem Laden erhältlich. Nicht einmal die kostenlosen Blätter der Metro, Boston Now oder ein Phoenix waren aufzutreiben. Keine Chance.
Nun dämmerte es langsam, der historische Sieg hatte viele zu Hamsterkäufen veranlasst und die Zeitungen waren als Geschichtszeugen und mögliche Geldanlage teilweise massenweise aufgekauft worden. Zwei Tage später dann die Bestätigung, die Menschenmassen vor den Verlagshäuser der Zeitungen hatten die Verleger zu Nachdrucken der Zeitungen animiert und nun gibt es mehrer hundertausende Kopien der Zeitungen. Überall seckt ein Geschäft, denn der mit 75 Cent recht günstige Globe kann nur für $ 4 bestellt werden, plus weitere $ 9 für den Versand. Die NYT kostet da schon etwas mehr und bietet sich für $14 dem Sammler zum Kaufe.
Im Privaten Kleinanzeigenmarkt gibt es da noch ganz andere Angebote, dort versucht man die Historische Ausgabe für bis zu satte $95 an den Mann zu bringen. Auch ein Blick auf Ebay lohnt zum Preisvergleich, da steckt ein Geschäft. Und man hätte sollen...dann könnte man jetzt.
Ohne Printausgabe und unter diesen Umständen werden sich viele wohl mit den zugegeben schönern Bildern im Internet zufrieden geben müssen, hier ein paar Eindrücke.
Dabei fing eigentlich alles ganz geordent an, der Wahltag selbst führte zumindest in Boston weder zum Chaos noch zum Stillstand des Alltagslebens. Die in den Nachrichten viel propagierten langen Warteschlangen an den Wahllokalen blieben meist aus und unter dem Strich war die Wahlbeteiligung kaum höher als in den Vorjahren.
Woran das liegt darüber kann man nur spekulieren, vielleicht verlieren die Menschen hier trotz oder gerade wegen der großen Show um die ganze Wahl an Interesse oder zweifeln den Sinn ihrer Stimme an. Dies ist in verwöhnten Demokratien und westlichen Republiken ja auch eigentlich nichts neues mehr und gerade deswegen auch eigentlich recht schade.
Hätte die Welt eine Stimme gehabt (nicht nur indirekt durch den Mediendruck) so hätte es wohl in vielen Ländern einen größeren Enthusiasmus gegeben und das Ergebnis wäre bei weitem nicht so "knapp" gewesen wie hier prophezeit wurde. Während sich die Bürger der Welt einig waren, wer denn nun der erste "globale Präsident" sein soll, haben die Medien hier den Leuten tatsächlich bis zum letzten Augenblick ein Kopf an Kopf Rennen vorgegaukelt, dessen Darstellung in weiten Teilen mehr an ein Sportereignis (Horse-race, für alle Wissenden) erinnerte, als an die wichtigste und bedeutenste politische Entscheidung des noch so jungen Jahrtausends.
Nun, um mit Cäsars Worten noch einen drauzusetzen, sind die Würfel gefallen. Die Welt hat gesprochen, Amerika hat gehorcht und kann sich nun wieder beglückwünschen alles richtig gemacht zu haben, das leuchtende Vorbild zu sein, das den weniger erhellten Nationen den rechten (wie in richtigen) Weg zeigt. Etc. Der Süden, der Bibelbelt und die wohl über Sezession nachdenkenden Staaten von Jesusland haben an Dominanz verloren und lecken ihre Wunden, verärgert, dass sie nun von einem schwarzen Neger, der auch noch Kommunist oder gar Sozialist ist, oder was noch schlimmer ist, wahrscheinlich Muslim oder gar Islamist (und obendrein noch elitär und korrupt und) regiert werden. Die Widerstandgruppen "Impeach Barack" schießen auf Sozialen Netzwerkseiten wie Pilze aus dem Boden. Der Iranische Präsident hat seine Glückwünsche geschickt, der Anfang vom Ende. Anarchie droht.
Aber zurück zur Wahl selbst.
Um Gewinne und Stimmen zu Maximieren haben hierzulande zehntausende von freiwilligen die lezten Monate am Telefon verbracht (Phone Banking) um potentielle Wähler per Anruf und Gespräch zur Wahl zu bewegen, Unentschlossene zu überzeugen, Faule zu drängeln. Milliarden wurden ausgegeben und Millionen vertelefoniert, Benzin verfahren um Wähler in kritischen Swing States mit antizipiert knappen Wahlausgang per Haustürbesuchen und persönlichen Vorsprechen zu Wahl zu animieren. Diese Art der Beschäftigung wird meist von Schülern, Sudenten teilweise mit professioneller unterstützung der Wahlkampagnen durchgeführt, die Arbeit ist Zeit- und Nervenaufreibend wurde aber von vielen schon durchgeführt. Beginnend um 6 Uhr in der früh machen sie sich auf den Weg um Stimmen zu gewinnen, Telefoniert wird oft mit dem eigenen Telefon, gefahren mit dem eigenen Auto. So ein Enthusiasmus und am Ende wählen dann nicht mal 2/3 aller Berechtigten, schon Schade. Aber man ist sich einig, dass es ohne diese Art von Initiative, ohne Postwurfsendung, Wahlwerbespots, Interviews, Kampagnenauftritte, und persönliche Apelle, Fernsehdebatten, Wahlsondersendungen, Dokumentationen, Reden und Rockshows mit Feuerwerk, Spendengesuche per Email, Flugzeuge und Busse und Expräsidenten und Musikstars und Schauspieler und Michael Moore's pünktlich erscheinede neue Dokumentation und Wahlbegleitbücher und Hotlines zur Wahlregistrierung, Infoservice und Wahllokalfinder im Internet und Wahllokalreporter die den Stand vor Ort schildern, Warteschlangen/-dauer Messungen, vereinzelte Kuchenbasare und Hotdogverkäufe in Wahllokalen (fürs das leibliche Wohl sorgt man in Amerika immer!), Stuhlausleihe für in-der-Reihe-Wartende, rentnerherankutschierende Busse und Heldengeschichten von 96 Jährigen, die zum ersten Mal in 20 Jahren wieder an der Wahl teilnehmen und Präsidentschaftsanwärter die life und in Farbe bereits 6 Uhr morgen für sich selbst stimmen und der obligatorische blau-weiß-rote Aufkleber für alle stolzen, erleichterten, betenden, hoffenden WÄHLER, die allen noch-NICHTWÄHLER verkünden I VOTED TODAY um villeicht noch jemanden zum Urnengang bewegen zu können -ohne all das, wäre der ganze Zirkus wohl noch viel mehr Amerikanern am Arsch vorbei gegangen.
Und das, ist die größte Schande. Das Privileg an einer Wahl teilnehmen zu dürfen, ist der Mehrheit doch wohl schon lange den Gang zum Wahllokal nicht mehr wert. Aber dahin kommen wir in Europabestimmt auch bald, macht euch auf was gefasst.
Peace
k
Die hoffnungsvolle Wählerin am Tag der Entscheidung
Allston für Barack
Nach der Urteilsverkündung in einer Bar in Downtown Boston
Here's to Change
Die Wahlnacht ist nun eine Woche her, und es ist an der Zeit einmal ein wenig über die Signifikanz des hier als historisch gefeierten Ereignisses nachzudenken.
Nach nun annähernd 8 Jahren unter dem auch hierzulande unbeliebten 2. Bush schien das ganze Land wie befreit gegen 1100 abends am 4. November aufzuatmen, als klar wurde, dass der sich anbahnende Sieg des Demokraten nicht nur unabwendbar ist sondern auch noch in lawinenartigem Ausmaß über das Land rollen würde.
Die meisten Bars in Boston waren fest in Demokratischer Hand, die wenigen Republikaner verhielten sich stumm, wenn sie überhaupt anwesend waren und der Jubel drang ungehemmt durch das nächtliche Boston. Menschen schrien, jubelten, fielen sich in die Arme und weinten, Autos fuhren hupend durch die Innenstadt, fast so als hätten die Red Sox eine weitere World Series gewonnen, oder zumindest als hätte ein Krieg geendet.
Damit entschied sich auch Jennifers und mein symbolischer Handel und sie muss nun nicht wie im Falle eines McCain Triumphes beschlossen, das Land verlassen. Die Ausreise nach Deutschland hat sich damit zumindest einmal verzögert.
Nach einer euphorischen Nacht begann dann der nächste Tag fast wie der vorherige, der Präsident hieß immer noch Bush, die Wirtschaft krankt noch immer und die Knappheit an Gebrauchsgütern hatte selbst schon die Zeitungen erfasst.
Die für meine Abschlussarbeit zwingend erforderlichen Ausgaben des Boston Globe und der New York Times waren in keinem Laden erhältlich. Nicht einmal die kostenlosen Blätter der Metro, Boston Now oder ein Phoenix waren aufzutreiben. Keine Chance.
Nun dämmerte es langsam, der historische Sieg hatte viele zu Hamsterkäufen veranlasst und die Zeitungen waren als Geschichtszeugen und mögliche Geldanlage teilweise massenweise aufgekauft worden. Zwei Tage später dann die Bestätigung, die Menschenmassen vor den Verlagshäuser der Zeitungen hatten die Verleger zu Nachdrucken der Zeitungen animiert und nun gibt es mehrer hundertausende Kopien der Zeitungen. Überall seckt ein Geschäft, denn der mit 75 Cent recht günstige Globe kann nur für $ 4 bestellt werden, plus weitere $ 9 für den Versand. Die NYT kostet da schon etwas mehr und bietet sich für $14 dem Sammler zum Kaufe.
Im Privaten Kleinanzeigenmarkt gibt es da noch ganz andere Angebote, dort versucht man die Historische Ausgabe für bis zu satte $95 an den Mann zu bringen. Auch ein Blick auf Ebay lohnt zum Preisvergleich, da steckt ein Geschäft. Und man hätte sollen...dann könnte man jetzt.
Ohne Printausgabe und unter diesen Umständen werden sich viele wohl mit den zugegeben schönern Bildern im Internet zufrieden geben müssen, hier ein paar Eindrücke.
Dabei fing eigentlich alles ganz geordent an, der Wahltag selbst führte zumindest in Boston weder zum Chaos noch zum Stillstand des Alltagslebens. Die in den Nachrichten viel propagierten langen Warteschlangen an den Wahllokalen blieben meist aus und unter dem Strich war die Wahlbeteiligung kaum höher als in den Vorjahren.
Woran das liegt darüber kann man nur spekulieren, vielleicht verlieren die Menschen hier trotz oder gerade wegen der großen Show um die ganze Wahl an Interesse oder zweifeln den Sinn ihrer Stimme an. Dies ist in verwöhnten Demokratien und westlichen Republiken ja auch eigentlich nichts neues mehr und gerade deswegen auch eigentlich recht schade.
Hätte die Welt eine Stimme gehabt (nicht nur indirekt durch den Mediendruck) so hätte es wohl in vielen Ländern einen größeren Enthusiasmus gegeben und das Ergebnis wäre bei weitem nicht so "knapp" gewesen wie hier prophezeit wurde. Während sich die Bürger der Welt einig waren, wer denn nun der erste "globale Präsident" sein soll, haben die Medien hier den Leuten tatsächlich bis zum letzten Augenblick ein Kopf an Kopf Rennen vorgegaukelt, dessen Darstellung in weiten Teilen mehr an ein Sportereignis (Horse-race, für alle Wissenden) erinnerte, als an die wichtigste und bedeutenste politische Entscheidung des noch so jungen Jahrtausends.
Nun, um mit Cäsars Worten noch einen drauzusetzen, sind die Würfel gefallen. Die Welt hat gesprochen, Amerika hat gehorcht und kann sich nun wieder beglückwünschen alles richtig gemacht zu haben, das leuchtende Vorbild zu sein, das den weniger erhellten Nationen den rechten (wie in richtigen) Weg zeigt. Etc. Der Süden, der Bibelbelt und die wohl über Sezession nachdenkenden Staaten von Jesusland haben an Dominanz verloren und lecken ihre Wunden, verärgert, dass sie nun von einem schwarzen Neger, der auch noch Kommunist oder gar Sozialist ist, oder was noch schlimmer ist, wahrscheinlich Muslim oder gar Islamist (und obendrein noch elitär und korrupt und) regiert werden. Die Widerstandgruppen "Impeach Barack" schießen auf Sozialen Netzwerkseiten wie Pilze aus dem Boden. Der Iranische Präsident hat seine Glückwünsche geschickt, der Anfang vom Ende. Anarchie droht.
Aber zurück zur Wahl selbst.
Um Gewinne und Stimmen zu Maximieren haben hierzulande zehntausende von freiwilligen die lezten Monate am Telefon verbracht (Phone Banking) um potentielle Wähler per Anruf und Gespräch zur Wahl zu bewegen, Unentschlossene zu überzeugen, Faule zu drängeln. Milliarden wurden ausgegeben und Millionen vertelefoniert, Benzin verfahren um Wähler in kritischen Swing States mit antizipiert knappen Wahlausgang per Haustürbesuchen und persönlichen Vorsprechen zu Wahl zu animieren. Diese Art der Beschäftigung wird meist von Schülern, Sudenten teilweise mit professioneller unterstützung der Wahlkampagnen durchgeführt, die Arbeit ist Zeit- und Nervenaufreibend wurde aber von vielen schon durchgeführt. Beginnend um 6 Uhr in der früh machen sie sich auf den Weg um Stimmen zu gewinnen, Telefoniert wird oft mit dem eigenen Telefon, gefahren mit dem eigenen Auto. So ein Enthusiasmus und am Ende wählen dann nicht mal 2/3 aller Berechtigten, schon Schade. Aber man ist sich einig, dass es ohne diese Art von Initiative, ohne Postwurfsendung, Wahlwerbespots, Interviews, Kampagnenauftritte, und persönliche Apelle, Fernsehdebatten, Wahlsondersendungen, Dokumentationen, Reden und Rockshows mit Feuerwerk, Spendengesuche per Email, Flugzeuge und Busse und Expräsidenten und Musikstars und Schauspieler und Michael Moore's pünktlich erscheinede neue Dokumentation und Wahlbegleitbücher und Hotlines zur Wahlregistrierung, Infoservice und Wahllokalfinder im Internet und Wahllokalreporter die den Stand vor Ort schildern, Warteschlangen/-dauer Messungen, vereinzelte Kuchenbasare und Hotdogverkäufe in Wahllokalen (fürs das leibliche Wohl sorgt man in Amerika immer!), Stuhlausleihe für in-der-Reihe-Wartende, rentnerherankutschierende Busse und Heldengeschichten von 96 Jährigen, die zum ersten Mal in 20 Jahren wieder an der Wahl teilnehmen und Präsidentschaftsanwärter die life und in Farbe bereits 6 Uhr morgen für sich selbst stimmen und der obligatorische blau-weiß-rote Aufkleber für alle stolzen, erleichterten, betenden, hoffenden WÄHLER, die allen noch-NICHTWÄHLER verkünden I VOTED TODAY um villeicht noch jemanden zum Urnengang bewegen zu können -ohne all das, wäre der ganze Zirkus wohl noch viel mehr Amerikanern am Arsch vorbei gegangen.
Und das, ist die größte Schande. Das Privileg an einer Wahl teilnehmen zu dürfen, ist der Mehrheit doch wohl schon lange den Gang zum Wahllokal nicht mehr wert. Aber dahin kommen wir in Europabestimmt auch bald, macht euch auf was gefasst.
Peace
k
Die hoffnungsvolle Wählerin am Tag der Entscheidung
Allston für Barack
Nach der Urteilsverkündung in einer Bar in Downtown Boston
Here's to Change
1 comment:
ich würde empfehlen die copyrights für diesen text zu sichern ... irgendwann steht der sicher mal als intro in deiner magisterarbeit und dann haste den plagiatssalat (kann man von sich selbst abschreiben? stud.iur.?) ...
klasse text ... gut zu wissen dass du noch am leben bist ... viel spass euch noch ...
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