Saturday, November 06, 2010

Roadtrip am Daumen

Das mag ein wenig kryptisch klingen aber genau das haben wir gemacht und zwar vor zwei Wochen. Der Bundesstaat Michigan sieht - und da wiederhole ich mich auch - ein wenig aus wie eine Hand. Keine besonders schoene und dazu auch noch eine Linke in der Draufsicht, und gekleidet in eine Art Winterhandschuh. Aber immerhin eine Hand und deren Daumen sind wir an der Kueste des Lake Huron abgefahren, bei schoenstem Herbstwetter. Kam einem fast ein wenig vor wie eine Art Highway One fuer Arme, das Wasser war zwar endlos und meist blau, dafuer aber auf der falschen Seite und noch nicht mal salzig. Und da um diese Jahreszeit hier auch wirklich nicht viel los ist, waren die Campingplaetze so leer wie die Strassen, da machen die 350 Meilen im Auto sogar Spass und sind trotz des durstigen V6 mit einer Tankfuellung machbar. Bleibt nur noch zu klaeren warum sich der Sonntag im Auto denn gelohnt hat.

Grund 1) Man sieht mal wieder was - zum Beispiel ein altes Leuchtschiff, jetzt ein Museum in Port Huron, MI.

Grund 2) Wenn man einmal am Meer gewohnt hat zieht es einen zum Wasser zurueck, denn man merkt erst was man hatte wenn es einem fehlt. Wenn die Flussmuendung hier auch nicht den Blick auf Meer freigibt, so doch wenigstens auf den Lake Huron. Und der ist ja auch irgendwie mit dem Meer verbunden. Und mit Kanada! 

Grund 3) Man sieht auch mal wieder ein anderes Land, wenn auch nur ueber den St. Claire River -aber immerhin.

Grund 4) Man kann in jedem Kuestenstaedtchen einen Leuchtturm sehen. Und wer wie Jennifer gerne Lechttuerme sieht hat daran besonders viel Spass.
Grund 4a) steht nur ein paar Orte weiter noerdlich und war nur von der Hafeneinfahrt aus sichtbar

Grund 5) War auch lange an keinem Strand mehr :)

Wie gesagt

Grund 4c) Noch ein wenig noerdlicher am Daumen, und besonders malerisch gelegen

Grund 6) Man kann sich schonmal fuers naechste Jahr ein paar Wochenendausflugsziele aussuchen. Campingplaetze und Familienurlaubsunteruenft gibts genug, und frischen Fisch aus dem See dazu.


Insgesamt also kein schlechter Sonntag, und dann haben wir sogar noch einen Weisskopfseeadler gesehen - leider aber nur aus der Ferne und daher nicht fotografiert. Die sind hier inzwischen so selten dass ich mich nicht entsinnen kann schonmal einen in freier Wildbahn gesehen zu haben. 

Und da jedem schoenen Erlebnis ein schlechtes folgt hat Jennifer dann auch noch ein Eichhoernchen ueberfahren. Dabei ist sie doch so tierlieb und vorsichtig, aber der kleine Flitzer schoss direkt auf die Fahrbahn und flog nur noch hinter dem Auto in die Luft...


Zum Oktoberausklang kam dann noch einmal Besuch nach Ann Arbor, wenn auch nur fuer einen Abend. Der junge Mann mit dem Hut und der Gitarre in der Mitte ist Bob Dylan. Gesehen mit auesserster Vergroesserung aus der letzten, und absolut hintersten Reiche auf dem zweiten Balkon direkt unterm Dach (so direkt unterm Dach dass man beim Aufstehen mit dem Schaedel tatsaechlich fast die Decke durchstoesst) im Hill Auditorium der University of Michigan. 

Zu sehen war vom wohl bedeutendstem Saenger des 20. Jh nicht sehr viel, meist auch nur ein ueberaus grosser Schatten an der Wand. Dafuer konnte man ihn hoeren (wenn auch nur die Vokale). 

Wenn man ueberlegt das Bob Dylan den Beatles in den 60ern geraten hat bessere Songs zu schreiben und angeblich Jimi Hendrix ermutigt hat ach zu singen kann man sich vorstellen wie viele Musikergenerationen der Mann gekannt, ueberlebt, inspiriert und uebertroffen hat. 

Haben versucht waehrend des Konzerts die Songs zu erraten, was aber durch Dekonstruktion der bekanntesten Lieder und Bob's Sprechgesang nicht immer vor dem Ende eines Liedes moeglich war. Trotzdem und vielleicht auch gerade deshalb ein wunderbarer Abend, und selbst Jennifer hat ihre Abneigung nun ueberwunden und war fast -wirklich nur fast- so begeistert wie ich.

best,
-k

4 comments:

Anonymous said...

jetzt hätte ich doch fast wieder für einen moment geglaubt, du wärst ein unglaublich talentierter fotograf, aber nein wir wissen ja inzwischen es sieht da tatsächlich so aus^^
wenn ich aus dem fenster gucke siehst leider nicht annähernd so aus...es regnet in strömen...
naja hat auch vorteile, da seh ich mich wenigstens gezwungen noch was für die uni zu machen...und nicht wieder sinnlos irgendwelchen freizeitaktivitäten nachzugehen ...und vielleicht ja ganz vielleicht schaff ichs dann auch endlich mal wieder dich anzurufen... bis dann

Anonymous said...

ja, doch ganz schön da, gefällt uns auch , wenn wir mit deiner Hilfe etwas Neues von der Welt sehen, aber der Link zu Wikipedia wäre ja nun wirklich nicht nötig gewesen, so ungebildet ist dein Umfeld nun doch nicht, dass es wegen Bob D. dieses obskure Nachschlagewerk benutzen muss.

Anonymous said...

Esist kaum zu glauben, was Du alles erlebst und Dir ansehen kannst! Nutze es gründlich, damit Du später von den schönen Erinnerungen erzählen kannst.

Anonymous said...

menno ...ich will doch noch den kürbis sehn *rumheul*