Tuesday, August 04, 2009

Pittsburgh ist nicht Boston

und das merkt man schon wenn man kurz vor 9 früh aus dem Flieger steigt. Im Flughafen begrüßen einen Statuen der glorreichen Pittsburgh Steelers und Saurierskelette.
Die Menschen sind insgesamt um einiges dicker und alles passiert irgendwie viel langsamer als anderswo. Meine Altersgenossen wiegen alle in etwa das doppelte, und obwohl da auch einges an Muskelmasse dabei ist, sind trotzdem viele einfach nur schwer oder fett. Dialekt und Weltanschuaung sind auch völlig anders, man vermisst förmlich den inwzischen heimischen New England Akzent und fühlt sich etwas unwohl, umgeben von Konservativen, Kirchengängern und Obama-hassern, bei denen mitunter sogar ein Buch über Sarah Palin im Haus liegt.
Auch die Luft ist anders, neben dem metallischen Beigeschmack liegt noch immer etwas Koks in der Luft, die früher so giftig war das am Ufer der Flüsse kaum noch ein Baum stand.

Grund des Kurzbesuches war die Rücküberführung von Jennifer's nun fast völlig reparierten (Opa hats bezahlt) Autos und einem Wiedersehen mit ihren Eltern. Während Jennifer am Samstag bei der Hochzeit ihrer Freundin war, vertrieb ich mir die Zeit größtenteils mit Essen, einem weiteren vergeblichen Versuch ein Jacket zu finden, einer Rundfahrt in Bill's Pony und einem kleinen Ausflug auf Großvaters Boot auf dem Monongahela.
Der Sonntag erlaubte dann einen Besuch des Pflanzenkonservatoriums Phipps und am Abend dann noch des Vergnügungsparkes Kennywood, einem der ältesten. Viele der Achterbahnen sind noch aus Holz gebaut und sowohl Jennifer's Eltern, wie auch ihrem Großvater noch aus der Jugend bekannt.
In Pittsburgh gibts es sogar richtige Kirchen, hier eine der größten katholischen Kathedralen. Mutet schon etwas europäisch an, und klingt auch so. Jennifer sang hier eine Arie zur Hochzeit ihrer Freundin, begleitet von einer Orgel. Ihr ehemaliger Gesangslehrer war unter den Gästen und war beeindruckt, Bill und Leslie zu Tränen gerührt. Offenbar kann sie wirklich gut singen.

Die Bridesmaids trugen alle das gleiche Kleid, zartes rosa und dazu goldene Schuhe goldige Handtäschchen, extra erworben für den Anlass. Warum eine Hochzeit hier immer zehntausende Dollar kosten muss verstehe ich nicht, und wenn unbedingt alles perfekt aussehen muss fürs Bild, hätte sicherlich auch ein Kostümverleih geholfen. Aber in Amerika ist wohl vieles anders. Wenigstens das maßgeschneiderte Kleid wurde gesponsort, warum jedoch so ein Zirkus einschließlich Limosinenserice, Festveranstaltung, Empfang und Live-unterhaltung erst mit Großband und dann Türkischer Musikgruppe und Tanz (der Bräutigam war türkischer Herkunft) sein musste, entzieht sich der Vorstellungskraft des konservativen Europäers. Abends an Großvaters Marina, einer von Onkel und Opa selbst gebauten Anlegestelle für Boote inklusive Restaurant am Monongahela.
Dämmerung am einstigen Giftfluss, der zwar nun noch immer schlammig ist (wie schon im indianischen Namen festgehalten) aber nun nur noch durch ganz wenige Kokswerke und Stahlfabriken belastet wird, die Blütezeit der Umweltverschmutzung durch Schwerindustrie ist auch hier schon seit Jahrzehnten vorbei.
Orchideen im Pflanzenkonservatorium
Ein Stück Urwald mit Glasskuplturen eines deutschen Künstlers, ebenfalls in einem der Gewächshäuser des Konservatoriums
Kakao gab es auch
Aussenansicht
Auf einer der Wasserbahnen in Kennywood. Nach ewiger Verspätung durch unentschlossene Verwandte und organisatorischer Mängel konnte es Jennifer kaum erwarten gegen Abend noch die Achterbahnen des alten vergnügungsparkes unsicher zu machen.
In HIntergrund die von mir gemiedene Revenge of the Phantom, früher mal eine der schnellsten Achterbahnen mit bis zu 80 Meilen Spitzengeschiwindigkeit...
Wasserbahnen machen bei Sonnenschein wohl mehr Sinn als nachts, da trocknet man etwas schneller
Nochmal ein Blick auf die Bootsanlegestelle kurz vor der verspäteten Abreise am Montag
Jennifer auf Großvaters Boot, das größtenteils von ihrem Cousin genutzt und in Stand gehalten wird
Am Bootssteg
der hinauf führt zum Familienrestaurant

Nachdem wir dann endlich gegen 4 Uhr am Montag aufbrachen, senkte sich die Sonne noch in Pennsylvania und damit noch 8h vor Boston. Spätestens hier war klar, dass wir wohl unterwegs übernachten müssen, denn meine Beifahrerin war schon zu müde zum Fahren. Gegen Mitternacht fiel dann auch für mich der Hammer, da half auch ein Autobahnfahrstil mit 85Mph (statt 65) ncihts mehr, und Bill verordnete Nachtruhe in Connecticut. Auch Jennifer's Eltern (die eigentlich 6 Uhr morgens aufbrechen wollten) erreichten nach dem späten Start kurz vor Mittag nur mit Mühe ihr Etappenziel in Wisconsin, und haben noch 3 Tage im Auto vor sich bevor sie in Nevada ankommen. Bis auf das irgendwann schmerzhafte Sitzen sind diese Art von Roadtrips jedoch immer wieder schön, man sieht das ganze Land und langweilig wird einem dabei fast nie.

best,
-k

3 comments:

Anonymous said...

Wer bezahlt eigentlich solche Hochzeiten, muss man da vorher einen Kredit aufnehmen oder im Lotto gewinnen? Wenn ich das so lese,befürchte ich , dass sowas für euch vor dem Erreichen des Pensionsalters aus finanztechnischen Gründen ausfällt und es wohl ewig beim derzeitigen Zustand "wilder Ehe" bleibt. Oder gewährleisten solche Feste ewige Haltbarkeit der Ehe und werden deshalb so aufwändig zelebriert? Ich weiß, ich bim mal wieder böse mit meinen Kommentaren

kuli said...

Böse würd ich dass nicht nennen, mit uns hat das auch wenig zu tun.
Aber die extravaganten hochzeiten sind hier wohl an der tagesordnung wenn man sichs leisten kann. und halten tun die auch nicht länger, eine andere freundin (in NY) auf deren hochzeit jennifer war geht gerade durch ihre scheidung... nach 1 jahr.

Anonymous said...

Am Geldausgeben dieser Hochzeit braucht ihr euch kein Beispiel nehmen. Es machen auch kleinere Brötchen! Die Hauptsache ist doch nicht eine prunkvolle Feier, sondern schöne Erinnerungen in späteren Jahren!