macht man immer wieder. Große und kleine, je nachdem.
Unter anderem fiel mir gestern auf, dass ich wahrscheinlich zum ersten Mal (es sei denn ein Archivblog beweist das Gegenteil) mit offenen Augen durch die Welt spaziere und meine Umwelt bewusster aufnehme als in den vorhergehenden Jahren.
Eine der signifikanteren Beobachtungen ist die unglaubliche Schönheit des sich nun auch in Boston durchsetzenden Frühlings. Wahrscheinlich ist nach dem langen, kalten Winter auch das Bewusstsein ein wenig geschärft was das angeht. Auf jeden Fall riecht man hier den Frühling und spürt die laue Frühlingsluft nach den Hitzeattacken des letzten Wochenendes (93 Grad Fahrenheit) und den sich daran schließenden Temperatureinbrüchen von über 20 Grad (F!). Nun hat sich das Frühlingswetter eingepegelt aber die milden Regenschauer und der Temperaturschock haben wie ein Kickstarter auf die bisher völlig vergraute Landschaft gewirkt. Nicht nur versammeln sich wieder die Mädels am BU Beach und laufen die ganzen Fitness Spinner und Poser ohne Shirts den Charles River auf und ab, es kommt auch sprichwörtlich jede Pflanze, jedes Tier und jeder Mensch unter seinem Stein hervorgekrochen und belebt die nun noch wimmelnderen Straßen. Die Bäume stehen in voller Kirsch- und Apfelblüte, das Farbenspektrum, unvollständig zwar, doch nuancenreich wie noch nie zuvor erstreckt sich größtenteils von weiß bis zartrosa und gleichzeitig von Osterglockengelb bis zartgrün in den wiedererwachenden Parks und Vorgärten.
Gleichzeitig glaubt man selbst den damit verbundenen Sauerstoffanstieg in der Luft wahrzunehmen.
Nun bringt dies natürlich auch seine Schattenseiten mit sich, zum Beispiel die ganzen Assis und Säufer, die bisher doch kaum zu sehen waren. Schon mehrmals habe ich ein paar gänzlich degenerierte beobachten müssen, deren fragwürdiges Verhalten auch manchmal mit Hilfe der stets zum Überreagieren bereiten, örtlichen Polizei eingedämmt werden musste. Man nehme nur die des nachtens an unserer Tür rüttelnden Teenager als Beispiel, oder die beinahe Auschreitungen zwischen und unter betrunkenen Nichtsnutze in East Boston, oder einen nationalistisch rumpöbelnden "Fan" nach einem Red Sox Spiel der lauthals die Fahrgäste um Konfirmation ihrer Amerikanischen Nationalität und der Überlegenheit der Nation anhielt, oder die nun plötzlich auch auf der Straße anzutreffenden Druggies deren Anblick einen fast dazu bringt den Krankenwagen zu rufen. Plötzlich schien das kleine pinkfarbene Pfefferspray, das Leslie ihrer Tochter Jennifer schickte (für Notfälle) gar kein so abwegiger Gedanke zu sein.
Darüber hinaus fällt mir zunehmend auf, dass ich eine starke, positive Reaktion auf den zwar dünnen aber doch geschmacksreichen Kaffee habe, der hier im Campus Laden für $1,50; $1,75 und $2 kostet; Geschmacksrichtungen sind. French Vanilla, Hazelnut, Pumpkin Spice, Vitamin-enriched, Breakfast Blend, San Francisco Roast etc. Jeden Morgen oder Mittag oder Abend reichen meine 500ml um mich in ein kleines Hoch, das ich dann versuche mittels eines koffeinhaltigen Soft-Drinks in den Nachmittag (oder späteren Abend) zu retten.
Zu dieser Mischung gesellt sich dann jenes befreiende Gefühl, dass man bekommt wenn man zur Abwechslung mal nicht sofort nach der Arbeit nach hause geht sondern mit ein paar Freunden auf ein Bier oder zu einer Show geht. Wie gestern Abend, als Matt und Dan mit den deutlich gereiften Movers und Shakers ihren letzten regulären Gig in einer kleinen Bar in Cambridge spielten, alle möglichen Freunde sind da und viele habe ich zum ersten Mal seit langer Zeit gesehen. Schnell sind Nummern wieder ausgetauscht, Kontakte aufgefrischt und sofort schmiedet man diese Pläne, tausche Ideen über zukünftige Zusammenkünfte aus und nach 2 Stunden ist man so angenehm berührt vom Erzählen, Zuhören und Beobachten, dass man es kaum erwarten kann am nächsten Tag aufzuwachen um zu sehen, was der neue Tag einem für weitere gute Neuigkeiten bereithält, welche Überraschunge er bringt.
Zu diesen letzteren Beobachtungen (ja, noch mehr Beobachtungen) gehört zum Beispiel die quirkig, lebendige Szene in Cambridge, die faszinierende und funktionierende Musikszene, Underground und Indie Boston, kleine Bands und Einzelkünstler und ihre Fans und Freunde. Alles in allem eine sehr angenehme Szene sich gegenseitig respektierender und unterstützender junger Menschen die tatsächlich sinnvolle Hobbies haben. Und dann steht dieser alternde Gigolo an der Bar, eine Mischung aus Napoleon und dem Typen aus dem Sublime Song date rape, blasse haut, Plastik-Lächeln und hellblonde nach hinten gekämmte Haare, alternd und Bauchansatz, offenes Sacko und das Hemd offen bis fast zum Bauchnabel, gelangweilte müde Augen und trotzdem spielt er sich auf wie der König der Welt und gibt großmütig allen Zuschauern der Show Bier aus (PBR), auch denen die schon eins haben und/oder keins wollen. Ohne sich damit Freunde zu erkaufen, höchstens ein nervöses Danke von den Ladies und ein ernst gemeintes, wenn auch mitleidiges, Danke von den Jungs muss er so wohl um die zwei Dutzend Bier verteilt haben, und obwohl ich zu weit weg stand um selbst Empfänger eines solchen zu sein erheiterte mich das Schauspiel doch fast noch mehr als die Zuschauer und die Band, die in den Genuss seiner Gunst kamen. Ganz plötzlich war es dann aber schon kurz vor eins und ich hatte die Bahn verpasst, streunerte gut gelaunt Richtung Downtown zurück über die Brücke über den Charles River. Um ein Taxi zu sparen rang sich Jennifer dazu durch mich abzuholen, und um die Wartezeit zu verkürzen saß ich wie magisch angezogen plötzlich in einer kleinen Bar hinter einem auch um ein Uhr nachts sehr bekömmlichen Guiness. Selig und zufrieden, kein bisschen müde, wartete ich auf Jennifer um mich nach hause zu holen. Jenes zu hause, dass doch erst durch sie dazu geworden ist, und ohne ihre Anwesenheit einfach ein kleines Apt. im "Latinoghetto" sein müsste.
best,
-k
Unter anderem fiel mir gestern auf, dass ich wahrscheinlich zum ersten Mal (es sei denn ein Archivblog beweist das Gegenteil) mit offenen Augen durch die Welt spaziere und meine Umwelt bewusster aufnehme als in den vorhergehenden Jahren.
Eine der signifikanteren Beobachtungen ist die unglaubliche Schönheit des sich nun auch in Boston durchsetzenden Frühlings. Wahrscheinlich ist nach dem langen, kalten Winter auch das Bewusstsein ein wenig geschärft was das angeht. Auf jeden Fall riecht man hier den Frühling und spürt die laue Frühlingsluft nach den Hitzeattacken des letzten Wochenendes (93 Grad Fahrenheit) und den sich daran schließenden Temperatureinbrüchen von über 20 Grad (F!). Nun hat sich das Frühlingswetter eingepegelt aber die milden Regenschauer und der Temperaturschock haben wie ein Kickstarter auf die bisher völlig vergraute Landschaft gewirkt. Nicht nur versammeln sich wieder die Mädels am BU Beach und laufen die ganzen Fitness Spinner und Poser ohne Shirts den Charles River auf und ab, es kommt auch sprichwörtlich jede Pflanze, jedes Tier und jeder Mensch unter seinem Stein hervorgekrochen und belebt die nun noch wimmelnderen Straßen. Die Bäume stehen in voller Kirsch- und Apfelblüte, das Farbenspektrum, unvollständig zwar, doch nuancenreich wie noch nie zuvor erstreckt sich größtenteils von weiß bis zartrosa und gleichzeitig von Osterglockengelb bis zartgrün in den wiedererwachenden Parks und Vorgärten.
Gleichzeitig glaubt man selbst den damit verbundenen Sauerstoffanstieg in der Luft wahrzunehmen.
Nun bringt dies natürlich auch seine Schattenseiten mit sich, zum Beispiel die ganzen Assis und Säufer, die bisher doch kaum zu sehen waren. Schon mehrmals habe ich ein paar gänzlich degenerierte beobachten müssen, deren fragwürdiges Verhalten auch manchmal mit Hilfe der stets zum Überreagieren bereiten, örtlichen Polizei eingedämmt werden musste. Man nehme nur die des nachtens an unserer Tür rüttelnden Teenager als Beispiel, oder die beinahe Auschreitungen zwischen und unter betrunkenen Nichtsnutze in East Boston, oder einen nationalistisch rumpöbelnden "Fan" nach einem Red Sox Spiel der lauthals die Fahrgäste um Konfirmation ihrer Amerikanischen Nationalität und der Überlegenheit der Nation anhielt, oder die nun plötzlich auch auf der Straße anzutreffenden Druggies deren Anblick einen fast dazu bringt den Krankenwagen zu rufen. Plötzlich schien das kleine pinkfarbene Pfefferspray, das Leslie ihrer Tochter Jennifer schickte (für Notfälle) gar kein so abwegiger Gedanke zu sein.
Darüber hinaus fällt mir zunehmend auf, dass ich eine starke, positive Reaktion auf den zwar dünnen aber doch geschmacksreichen Kaffee habe, der hier im Campus Laden für $1,50; $1,75 und $2 kostet; Geschmacksrichtungen sind. French Vanilla, Hazelnut, Pumpkin Spice, Vitamin-enriched, Breakfast Blend, San Francisco Roast etc. Jeden Morgen oder Mittag oder Abend reichen meine 500ml um mich in ein kleines Hoch, das ich dann versuche mittels eines koffeinhaltigen Soft-Drinks in den Nachmittag (oder späteren Abend) zu retten.
Zu dieser Mischung gesellt sich dann jenes befreiende Gefühl, dass man bekommt wenn man zur Abwechslung mal nicht sofort nach der Arbeit nach hause geht sondern mit ein paar Freunden auf ein Bier oder zu einer Show geht. Wie gestern Abend, als Matt und Dan mit den deutlich gereiften Movers und Shakers ihren letzten regulären Gig in einer kleinen Bar in Cambridge spielten, alle möglichen Freunde sind da und viele habe ich zum ersten Mal seit langer Zeit gesehen. Schnell sind Nummern wieder ausgetauscht, Kontakte aufgefrischt und sofort schmiedet man diese Pläne, tausche Ideen über zukünftige Zusammenkünfte aus und nach 2 Stunden ist man so angenehm berührt vom Erzählen, Zuhören und Beobachten, dass man es kaum erwarten kann am nächsten Tag aufzuwachen um zu sehen, was der neue Tag einem für weitere gute Neuigkeiten bereithält, welche Überraschunge er bringt.
Zu diesen letzteren Beobachtungen (ja, noch mehr Beobachtungen) gehört zum Beispiel die quirkig, lebendige Szene in Cambridge, die faszinierende und funktionierende Musikszene, Underground und Indie Boston, kleine Bands und Einzelkünstler und ihre Fans und Freunde. Alles in allem eine sehr angenehme Szene sich gegenseitig respektierender und unterstützender junger Menschen die tatsächlich sinnvolle Hobbies haben. Und dann steht dieser alternde Gigolo an der Bar, eine Mischung aus Napoleon und dem Typen aus dem Sublime Song date rape, blasse haut, Plastik-Lächeln und hellblonde nach hinten gekämmte Haare, alternd und Bauchansatz, offenes Sacko und das Hemd offen bis fast zum Bauchnabel, gelangweilte müde Augen und trotzdem spielt er sich auf wie der König der Welt und gibt großmütig allen Zuschauern der Show Bier aus (PBR), auch denen die schon eins haben und/oder keins wollen. Ohne sich damit Freunde zu erkaufen, höchstens ein nervöses Danke von den Ladies und ein ernst gemeintes, wenn auch mitleidiges, Danke von den Jungs muss er so wohl um die zwei Dutzend Bier verteilt haben, und obwohl ich zu weit weg stand um selbst Empfänger eines solchen zu sein erheiterte mich das Schauspiel doch fast noch mehr als die Zuschauer und die Band, die in den Genuss seiner Gunst kamen. Ganz plötzlich war es dann aber schon kurz vor eins und ich hatte die Bahn verpasst, streunerte gut gelaunt Richtung Downtown zurück über die Brücke über den Charles River. Um ein Taxi zu sparen rang sich Jennifer dazu durch mich abzuholen, und um die Wartezeit zu verkürzen saß ich wie magisch angezogen plötzlich in einer kleinen Bar hinter einem auch um ein Uhr nachts sehr bekömmlichen Guiness. Selig und zufrieden, kein bisschen müde, wartete ich auf Jennifer um mich nach hause zu holen. Jenes zu hause, dass doch erst durch sie dazu geworden ist, und ohne ihre Anwesenheit einfach ein kleines Apt. im "Latinoghetto" sein müsste.
best,
-k
2 comments:
Leider kann ich mal wieder nur einen Teil verstehen, weiß z.B. nicht was Druggies für Leute sind..., ansonsten beschreibst du wie immer sehr anschaulich.
Kommen mit Deinem Bericht zwar nicht so recht klar, aber trotzdem ist es für uns irgendwie interessant. Vergiß aber nicht, warum Du eigentlich dort bist und sei auf der Hut, wenn Du allein unterwegs bist!!!
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