Friday, April 03, 2009

Der Große Umzug (mit Zahlen)

ist vielleicht ein typisch übertriebener Aufmacher für die folgenden Zeilen aber irgendwie muss man ja anfangen und klischeehafte Überschriften sind fast genauso gut wie originelle. Und außerdem kürzer.

Bereits bei meiner Ankunft stelle sich heraus das meine Mitbewohnerin noch bei weitem nicht alles gepackt hatte und ich trotz wochenlanger Drohungen und Proteste wohl doch so einiges einzupacken haben würde bevor der eigentliche Umzug von Statten gehen konnte. Als kleine Gegenüberstellung und zur verdeutlichung hier mal eine grobe Schätzung über die Verteilung der Besitztümer des neu zusammengelegten Haushaltes:
Gesamt:
Jennifer 96% : Matthias 4%
davon bis Dienstag gepackt:
Jennifer 35% : Matthias 97%
-->
PROBLEM
Unter diesen Voraussetzungen legte ich gewzungenermaßen die Montag- und Dienstagabendpläne auf Eis und beteiligte mich freudestrahlend an den umfangreichen Packunternehmungen.
Neben etwa 2 Dutzend Kartons die schätzungsweise zu 6/10 mit Makeup gefüllt sind, haben wir einen Wäschekorb und zwei Foliebeutel mit Schuhen gefüllt von denen, und das verspreche ich, keiner mir gehört.
Daran schließt sich an ein Set aus 5 matroschkaartig ineinanderstapelbaren Reisetaschen die allesamt mit Kleidung gefüllt wurden. Doch dies war natürlich nur ein Bruchteil der real in der Wohnung verstauten Kleidung, der Löwenanteil verteilte sich auf Ikea Beutel, Säcke, Großkartons, Reisetaschen, Waschkörbe, Garderobebeutel zum Aufhängen etc.
Allein die für das Aufhängen einiger Kleidungsstücke benötigten Bügel füllten einen 80 Liter Müllsack und eine weitere Tasche.
Nach dem heiteren Einräumen im blitz-blanken, fast staubfreien Zimmer (Ironie) wurde dann am Mittwoch ab 9:15 Uhr umgezogen. Und das mit hilfe eines 15 Fuß Umzugstrucks, den wir zum Preis des eigentlich vorbestellten 10 Fuß Vans erhielten. Und dieser Umstand stellte sich als Glücksfall heraus da wir damit tatsächlich eine Chance hatten alles auf einmal mitzunehmen.
Wärend Jennifer nocheinmal kurz an der Uni war, habe ich kurz mit meinem noch immer im Umzugsgeschäft tätigen Kumpel Chris die wenigen Möbelstücke (Matraze, Schreibtisch, Dresser mit Schubladen und Ikea-Wackel-Kleidungsverstauding) in den Truck geladen um dann zu versuchen den Rest der Möbel und Kisten vor Jennifers Rückkehr bereits im Auto verstaut zu haben und damit der Verlegenheit zu entgehen mit ihren Freundinnen Umzugskartons zu schleppen.
Der Abbau des Bettes (Malm, Ikea) war noch eine Geschichte für sich. Nachdem ich Chris ausgeredet hatte das Ding im Ganzen aus dem Fenster aufs Vordach zu schieben um es dann von dort nach unten zu würgen, stellt sich die Demontage als echte herausforderung dar, da man selbst für Ikea Betten Werkzeug benötigt und in der nun zu einer Mondlanschaft verkommenen Ramschwüste natürlich weder eine Zange noch ein 13er Maulschlüssel aufzufinden war. Nachdem Jennifer von der Ernsthaftigkeit der Lage überzeugt war und ich mich nach dem Genuss eines von Chris gesponsorten Proteinriegels (für den gesunden Muskelaufbau während der schweren Arbeit), der bei verschiedenen Menschen als Abführmittel zu wirken scheint (...), zur Besinnung ins Bad verzogen hatte, brachte Jennifer dann einen PINKFARBENEN WERKZEUGKOFFER für FRAUEN hervor, der ungenutzt als Geschenk ihrer Tante ein bis dahin trostloses Dasein unter einem Ramschberg gefristet hatte und mit wahrscheinlich für Barbiepuppen konzipierten Werkzeugchen auch weiterhin keine große Hilfe sein konnte. Als dann doch der zum Bett gehörige Ikea Ringschlüssel auftauchte war auch das Bett dann schnell demontiert und verladen und mein Magen halbwegs beruhigt.
Und so kam es, dass all meinen Befürchtungen zum Trotze, wir tatsächlich gegen 14 Uhr die 9 Meilen Wegstrecke zurückzulegen begannen. Hinaus aus Allston und auf großer Reise zurück in den Osten, durch das Tunnelsystem unter der Stadt und dem Hafen hindurch auf die Halbinsel und so nahe an den Atlantik das wir nun doch schon fast wieder in Europa sind.
Naja, nicht ganz. East Boston ist genau genommen nicht wirklich ein Stadtviertel sondern ein Flughafen.
Und auf selbiger steht am Rande des besseren Wohnviertels auf der Grenze zum Ghetto sozusagen unsere kleine Kartonhütte mit den Flughafenfesten Fenstern -deren Sinn mir angesichts der etwa 12 cm starken Holzwände nicht völlig aufzugehen vermag, da sie unter diesen Umständen die einzigen Schallreduzierenden Elemente des ganzen Hauses sind und die gegen 5 und 6 Uhr morgens auf unserem Dach landenen Boeings und Airbus Maschinen einen Weg gefunden haben, ihr Röhren und Dröhnen an den Fenstern vorbei direkt und von Erschütterungen begleitet in unsere Ohren einzulagern.
Aber gut, dafür ist wenigsten die Wohnung ganz nett und liegt zumindest wenn man nicht aus den Fenstern schaut und beim Weg zur Bahnhaltestelle (Airport) die ersten 50m die Augen geschlossen hält, eine ganz nette Nachbarschft. Das Häuschen neben unsrem sowie ein Großteil east Bostons ist fest in der Hand von Immigranten und Internationalen, deren Sprachen ich leider nicht spreche.
Und das kann durchaus problematisch sein, wie wenn man zum Beispiel nur mit einer grob im Kopf behaltenen Karte des Stadtviertels bei finsterer Nacht und in strömendem Regen allein versucht den Weg von der Haltestelle zurück zum vorher nur mit dem Umzugsauto angesteuerten Domizil zu finden. Nachdem ich die von der Vermieterin angegebene Laufzeit von 10 min leicht überschritten hatte und mir begann im Kopf ein hilfloses "Buena sera senor, una pregunta: Donde esta Putnam street?" samt möglicher Antwortalternativen (zum besseren Heraushören) zusammenzulegen traf ich doch noch englishsprachigen East Bostoner und erfuhr von ihm dass ich doch gar nicht so weit von meinem Ziel entfernt war, un doc, obwohl dies eine nicht undbedingt als gefährlich einzustufende Gegend sei, immer aufpassen sollte was um mich herum so passiert. Vielen Dank gut zu wissen, aber das sind wir doch inzwischen gewöhnt.
Das wirkliche Problem des Viertels, so wie ich es bishe einschätzen kann, ist auch nicht die Kriminalität, das wird oft übertrieben, sondern eher das bereits von meine Freunden hier kritisierte Fehlen an Kneipen, Bars, Läden und Cafes (abgesehen natürlich von Taco Mania und zahlreichen lateinamerikanischen Waschsalons, Friseuren und Restaurants. East Boston ist und bleibt trotz und vielleicht auch gerade wegen der Tunnels über die man es erreicht ein wenig vom Stadtzentrum und damit aber auch von Touristenmassen oder den in Allston üblichen umherstreunenden Studenten und BU-Kids verschont. Den einen ist es zu weit weg, den anderen die Maut oder das Taxi zu teuer, oder die Bahn fährt nicht mehr.
Ich finde es interesant und freue mich drauf ein bisschen mehr zu entdecken. Immerhin gibt es laut Internet ganze 8 Sehenswürdigkeiten, zu denen, und das sei hier relativierend noch bemerkt, auch ein Fussballplatz und eine Maria Statue gehören. Aber die anderen 6 werden hier bestimmt bald dokumentiert.
best,
-k

Blick auf das "alte Domizil"

Das neue Haus
Umzugschaos mit Statistin

Das Schlafzimmer entwickelt sich langsam


Blick über den Küchentresen zur Eingangstür
Badezimmer Stilleben
Fast gar kein Fleisch im Kühlschrank :(

3 comments:

Anonymous said...

schon zu hören, dass der Umzug erwartet problemlos verlaufen ist, es wäre nun interessant zu erfahren wer, seine 100% schneller ausgepackt und aufgeräumt hatte, wenn ich da an den Winterurlaub denke...

Anonymous said...

Hallo,der Bericht vom Umzug war wie immer mehr als interessant.Da können die folgenden Bilder nur noch besser werden...

Anonymous said...

sowas ...das hört sich ja nach richtig viel spaß an...da könnte man als kleine schwester ja fast mitleid haben ^^