Saturday, May 23, 2015

Drei Abschlüsse und ein Neuanfang, Boston, MA

Wenn schon etwas passiert, dann kommt meist alles auf einmal. Das Wochenende vom 15. zum 17. Mai lieferte dafür ein Paradebeispiel.
Freitagmorgen tauchten die ersten Todesanzeigen im Internet auf. B.B. King, gefeierter Blues Musiker im Alter von 89 Jahren. Diabetes. Etc. Das wäre auch alles nur halb so traurig, wenn man in den letzen zwei Wochen nicht ständig davon gehört hätte, wie sich die Familie mit dem Manager des sich mehr oder weniger hilflos in Hospiz befindlichen Gitarristen um Sorgerecht und Besuchsrechte verklagt, Gelder wurden veruntreut, Schmuck sei verschwunden, Freundesbesuche untersagt. Vom Künstler selbst hörte man gar nichts mehr, und das weniger als ein Jahr nachdem er auf seiner letzten Tour noch vor uns in Ann Arbor auf der Bühne sass. Mit dem Stehen war das schon etwas schwieriger, und auch die Lucille musste man ihm aus den Händen nehmen. Die Tour selbst wurde im Oktober abgebrochen. Im hohem Alter ist eben die Balance zwischen Funktionieren und Absturz fragil, anstatt selbige vorsichtig zu behandeln, scheint der Drang noch ein paar Tourdaten (Einnahmen) aus dem King zu pressen wohl grösser gewesen zu sein. ähnlich geht man  mit Chuck Berry um, der zwar noch drei Jahre jünger ist, sich aber laut Publikum weder die Texte noch die Musik seiner grossen Hits noch merken kann und trotzdem einmal im Monat in St. Louis auf die Bühne gezerrt wird.

Den Todesanzeigen folgte das Todesurteil. Dzhokar Tsarnaev ist nicht nur schuldig, daran bestand wohl nie wirklich ein Zweifel, sondern ganz besonders schuldig. So besonders, dass man ihn nun doch noch vergiften will, in 20 Jahren oder so, wenn die Rechtsmittel dann erschöpft sind und die Exekution des jetzt 21 Jährigen nicht mehr aufzuhalten ist. Auch das ist bizarr, ist er doch nun endlich von Rechtswegen her kein Kind mehr, denn erst mit 21 kann er sich hier legal ein Bier kaufen. Man kann einen 20 jährigen nicht trauen mit einem Bier in der Hand, der ist ja noch ein Kind. Wenn das Kind mit 19 unter Einfluss des grossen Bruders eine Bombe baut, dann ist es ein Mann, voll zurechnungsfähig und exekutionstauglich. Noch erstaunlicher ist es, dass eine Jury in Massachusetts so ausgewählt werden musste, dass sie mit der Todesstrafe kein Problem hat, den selbige verlange die Anklage. Damit ist die Jury natürlich kein repräsenatives Spiegelbild der von den Anschlägen betroffenen Bevölkerung, denn in New England, und besonders in Boston muss an schon eine Weile suchen um jemanden zu finden der an die Todesstrafe glaubt. Nun also, kratzt man sich in weiten Teilen New Englands am Kopf und fragt sich: Wollten wir das wirklich? Nun gut, wenigstens können wir nun daran glauben, dass die abschreckende Wirkung der Todesstrafe die nächsten Generationen von Selbstmord-terroristen im Bombengürtel vor Angst zergehen lässt, damit besiegt man also auch gleich den zukünftigen Terrorismus, erstickt ihn im Keim. Schlafen wir also beruhigt.

Der letzte, und im kleinen Kreis wichtigere, Abschluss ist zwar 'terminierend' aber nicht tödlich. Der terminale Abschluss, der letzte, ist der des Doktors der Musikalischen Kunst. Selbigen galt es nach einem halben Jahrzehnt im Exil in Michigan zu feiern, genau dort wo alles begann und fünf Jahre auf den Punkt nach der tränenreichen Abreise aus der geliebten Stadt am Meer. Nach so viel ärger, Arbeit und einigen Rückschlägen kann man es dem ersten (?) Kuhlmeier mit Doktortitel auch nicht vergönnen selbigen gleich zweimal verliehen zu bekommen. Erst am Samstag in der kleineren Veranstaltung des Colleges of Fine Arts, dann gleich nochmal zum feierlichen Commencement der Boston University. Da sieht man erstmal was man verpasst, und wohin hundert tausende Dollar fliessen können.

Einmarsch zur feierlichen Diplomübergabe

Nach der Veranstaltung

Weil es so schön war, das ganze gleich noch einmal am Sonntag. Diesmal im Nickerson Field. Graduierende in roter Robe, Angehörige mit weisser Mütze um dem Sonnenstich vorzubeugen. Wasser gab es auch, damit man auch auf den billigen Plätzen während der 2 Stunden Veranstaltung nicht zu Grunde geht. Wie immer, durfte auch hier die Nationalhymne nicht fehlen.

Gruppenbild und Ausmarsch. Vom Studenten zum Absolventen.

Austragungsort des Hochzeitsempfangs vor fünf Jahren, nun zum Graduiertendinner.

Wenn wir schon mal da sind... 
Cape Cod am Montag. Ein kleiner Ausflug mit den Schwierigeltern.

Blick auf den Leuchturm in Woods Hole, MA

Mittagessen in Hyannis, MA. Also Präsidentialer Urlaubsplatz und Kennedy Familiensitz bekannt. Und natürlich auch für seine Lobster Rolls

Nicht nur das kalte Wasser rät vom Schwimmen ab - der Strand in Chatham ist auch beim weissen Hai beliebt. 

Fundstück

Horseshoe Crab

Leuchtturm in Chatham

Noch ein Wiedersehen - Provincetown in der Nebensaison. Ziel unseres ersten gemeinsamen Ausfluges.

Gratuliere, Dr. J. 

best,
-k

2 comments:

Anonymous said...

Ganz schön schon Deine Dr.J.! Aber diese Massen von Menschen, da will ich glauben,daß Du Schwierigkeiten hattest, Deine Frau zu finden. Und auch an die vergangene Zeit in Boston zu denken, war bestimmt für Euch Beide schön, aber war das ein Schreibfehler mit den "Schwierigeltern"? oder!!!

Anonymous said...

Da gibt es doch tatsächlich Menschenkinder, die die Sache mit den Schwierigeltern noch nicht kennen...
Ansonsten bin ich heilfroh, dass es in der kleinen DDR solche Studienabschlussfeiern nicht gab, ist ja grauenhaft, aber ich bin eben manchmal komisch.
Cape code hat also doch noch geklappt, aber sicher nur Ziele, die mit dem Auto erreichbar sind oder?
Die anderen beiden Ereignisse wurden sogar hier medienträchtig verarbeitet, sogar die SZ schrieb über B.B. King.