Wednesday, June 17, 2009

Mein kleines Universum und die andere Seite des Lebens im Urlaub

Um den Fokus nun langsam -leider- wieder zurück zum richtigen Leben abseits der großen bunten Lakeshow und NBA Finals zu bringen hier mal ein paar kurze Updates was sonst noch passiert ist.
Wie schon erläutert vertrete ich die Theorie dass mitunter einzelne Events und Ereignisse die Fähigkeit haben eine positive Energie auszustrahlen (wenn man sie lässt) und davon kann man sich anstecken lassen und profitieren. Andere nennen dies eie Glückssträhne. Für mich ist diese Art Glück meist an den Erfolg und Misserfolg des gerade wichtigsten Sporteams in meiner kleinen Welt gebunden. Ich erinnere an den Blogpost der Kobe's Lakers und deren Spielerfolg an jene 24h Glück knüpfte in denen Jennifer einen Job fand, ich zu Patterson geladen war und Big Papi seinen ersten Saisonhomerun in den Bostoner Abendhimmel feuerte. Aberglaube oder Placebo-Effekt, es spielt keine Rolle solange es funktioniert. Nun spielen sich die Lakers in den Finals in einen Rausch, gleichzeitig (und bestimmt rein zufällig) läuft für mich persönlich fast alles nach Plan. Nach ewigen Startschwierigkeiten und monatelangen Bücherwälzen sind endlich die ersten Seiten meiner Arbeit geschrieben und gingen recht leicht von der Hand, gleichzeitig ergab sich endlich eine Möglichkeit wieder ein wenig zu trainieren, wenn auch vorerst nur in einem Fitness Studio in Brookline aber doch immerhin mit Chris und damit steigt die Motivation es auch durchzuziehen da ich nicht alleine gehen muss. Dies alles passierte während der Finals, doch zum krönenden Abschluss und fast zeitgleich mit Kobe's Triumph in den Finals beschloss dann der Förderverein der TU Dresden meine Magisterarbeit mit etwas Geld zu unterstützen, und das auf eine nur sehr vorsichtige Anfrage. Dazu kam, jedoch schon einige Tage vorher die erwartete Rückmeldung vom Direktoren des New England Center for Investigative Reporting erhielt, einer Inititive lokaler Medien und der Boston University jungen Journalisten Einblick in Investigativen Journalismus zu gewähren -mein Praktikum dort soll nun Ende Sommer beginnen. Bleibt nur zu hoffen, dass die MA Arbeit bis da geschrieben ist und mir das Geld nicht ausgeht, denn bezahlt werde ich dort nicht. Zum ersten Mal überhaupt bin ich jedoch damit einverstanden nicht bezahlt zu werden, denn immerhin gibt mir ein Praktikum hier einen wichtigen Zusatzpunkt zum Lebenslauf, und die Möglichkeit endlich etwas zu tun, was ich schon immer machen wollte.
Soviel zu den guten Nachrichten, doch bevor alle Neider mit den Köpfen schütteln mal ein Ausschnitt aus der anderen Seite des "kleinen Universums" das ich mein Leben nenne.
Im Schnitt weckt uns ein Wecker jeden Wochentag zwischen 7 und 8, dann gibts ein schnelles Frühstück, bestehend aus einem Bagel mit Erdnussbutter und etwas Obst, Orangensaft manchmal. Aufgrund horrender Zeitprobleme wird die hälfte dann teilweise im Gehen zur Bahn gegessen, der Boston Globe ungelesen in mein Tasche gestopft, Jennifers Tasche auf meine andere Schulter gehangen. Dann quälen wir uns zur Bahn, Jennifer mit Schmerzen in ihren Füßen, die sie nun zur Einnahme von Schmerztabletten zwingen, da ihre Schuhe schlecht sind und sie den ganzen Tag steht und rennt. Kurze Verabschiedung dann in der U-bahnstation, ich gehe zur Uni, Jennifer entweder zum Bodyshop oder nach Cambridge zu Legal Seafood. Dann arbeitet sie meist 2 Schichten, entweder beide als Kellnerin oder eine im Body Shop als Verkäuferin, oder eine 8h Schicht im Body Shop. Der Verkaufsjob ist langweilig und bringt ausser schmerzenden Füßen auch kaum 10 Dollar die Stunde und obendrauf den ein oder anderen Diebstahl wenn sie alleine ist und von einer organisierten Bande umgangen wird. Immerhin hat sie selbige gestern wieder erkannt und den Sicherheitsdienst herbeigerufen per Haustelefon, Codewort: "Spezialabholung im Body Shop" damit auch keiner was merkt.
Von diesen Geschichten höre ich meist nur am Telefon oder per Nachricht, denn sehen kann ich Jennifer nicht. Wenn sie um 2100 den Laden dicht macht und die Kassen schließt ist sie frühestens 2230 zuhause. Das ist zeitig. Die Abendschicht im Legal Seafood geht vor 2300 nicht zuende, kann aber auch länger dauern und dann ist sie nicht vor 2400 zuhause. Da ich es weder solange in der Bibliothek noch im Fitnessstuio aushalten kann (schließt 2100) sitze ich allein zuhause und versuche meine verbleibende Energie zum aufräumen zu nutzen, oder zum abwaschen, kochen... oder bereite mich darauf vor sie wieder vom Boden aufzukratzen wenn wieder irgendein Schwein seine schlechte Laune an der Kellnerin ausgelassen hat oder zu pöbeln anfängt dass es in einem gehobenen Mittlklasserestaurant nicht ALLE Cocktails des Planten gibt.
Hungrig bin ich dazu auch immer, und da keiner Zeit zum kochen hat und das Essen ausser Haus -jeden Tag mindestens 1-2 Mal- zu teuer wird versuche ich wenigstens abends zuhause zu essen. Das ganze Gemüse im Kühlschrank wird welk, denn alleine kann das keiner essen und sonst ist niemand da, 1 Uhr morgens hat Jennifer zwar Hunger aber zum Kochen ist es wohl dann zu spät. Also schuster ich mir ein Essen, schaue Baseball, oder mache sauber. Dazu kommt sonst nämlich niemand und Mutti ist leider zu weit Weg und hat auch selber zu tun. Wenn Jennifer dann am Donnerstag mal einen Tag frei hat wird sie wohl einfach zuhause liegen bleiben, denn laufen tut weh, joggen fällt vorrübergehend auch flach. Vielleicht kommt sie mal dazu ihre Wäsche zu waschen, wäre das erste mal seit dem Einzug im April. Oder sie schlägt sich mit der Versicherung rum, die über Monate eine Zahlung verweigert haben und wegen denen sie seit langen von den behandelnden Ärzten/Krankenhäusern gemahnt wird (ein mal pro Woche), oder sie pflanzt den Rest unserer Blumen in den Garten (die gutmütige Vermieterin hatte die zwar gekauft hat aber keine Zeit für Gartenarbeit)...
Zusammenfassend, jede Welt hat seine andere Seite, über die redet nur meist keiner. Die prinzipiellen Komponenten der meinigen sind: ein klein wenig Gartenarbeit + Frühstück, wenn Zeit ist (Hobby), Fitnessstudio mit Chris (physischer Ausgleich), Campus und Magisterarbeit, Lakers (bis letzten Montag). Und wo wir schon bei den Weltall-Metaphern sind (das klingt nun richtig blöd), all diese Komponenten kreiseln um die Sonne, nur sehe ich selbige in letzter Zeit kaum da sie zu oft hinter den Wolken ist bzw. mühsam und ein wenig selbstzerstörerisch versucht ihren Lebensunterhalt als Kellnerin und Verkäuferin zu verdienen -und nicht etwa Auslandsaufenthalt und Doktorarbeit zu planen dafür ist nun beim besten Willen keine Zeit mehr.
Dies nur damit keiner neidisch wird, denn die folgenden Bilder sprechen doch eine ganz andere Sprache.

Fundstücke von Carson Beach... keine Angst ist schon Monate her

Blüte
Kräutergarten mit Tomaten und Paprika - Hobby für alte Leute...

Blumen Pflanzen - sieht nett aus ist aber wohl doch eher eine Rentnerbeschäftigung


Katze

Blüte in Laker-lila

Erinnerung an Jennifer's letzten freien Tag vor 1,5 Wochen... Swampscott Muscheln

best,
-k

3 comments:

Anonymous said...

Arme Jennifer, sie tut uns echt leid. Ansonsten grastuliere ich zum "Gartenrentner"! Die Bilder sind wirklich ansehenswert.

Anonymous said...

Arme Jennifer, sie tut uns echt leid. Ansonsten gratuliere ich zum "Gartenrentner"! Die Bilder sind wirklich ansehenswert.

Anonymous said...

Abgesehen von dem Glück, dass du mal wieder mit dem Förderverein und dem Praktikum hast,hat euch der stinknormale Alltag wohl fest im Griff- aber so ist es nun mal und es geht den meisten anderen auch so, zumindest denen , die versuchen müssen, von Arbeit zu leben, wenn sie denn welche haben.