Zehn Jahre nach dem ersten, spontanen Ausflug an den Strand von St. Augustine bot der spätsommerliche Jahrestag einen neuen Vorwand den fast schon wieder kalten Nordatlantik noch einmal gegen das fast karibische Wasser Floridas einzutauschen. Der Wiederholungsausflug war symbolträchtig und umgeben von einer Art mystischem Nebel aus Erinnerungen, Fotos und inzwischen zerkratzten oder verlorenen CDs die damals extra für die lange Fahrt gebrannt wurden und deren Titel die durchkreuzten Bundesstaaten in Erinnerung rufen. Maryland. Virginia. Georgia. Der 3,000 Meilen Gewaltakt begann damals mit einer eben kennen gelernten Studentin, einem geliehenen Zelt, und einer fünftägigen Autofahrt - in deren Verlauf sich zum kitschigem Strohhut aus der Touristenfalle, Fotos vom Sonnenaufgang am Meer mit Pelikanen und Delfinen dann auch letztendlich eine Fernbeziehung gesellte. Zehn Jahre später wiederholt sich alles mit nur wenigen Korrekturen. Man schläft statt im geliehenem Zelt im gemieteten Motel, tauscht den Ford Taurus gegen einen Billigflug und einen Leihwagen ein, und die fünf Tage Autofahrt trimmen sich sich damit auf zwei mal zwei Stunden. Statt einer CD gibt es eine Playlist - Florida. Der Sonnenaufgang findet sich auch wieder, ebenso die Pelikane und Delfine; statt Strohhut auf dem Haupt trägt man einen Ring am nach ihm benannten Finger. Die Freundin heisst nun Frau, und das ohne ihre Vorgängerin verdrängt zu haben.
Sonnenaufgang Vilano Beach - der nun teilweise zerstörte Vorort von St. Augustine an Floridas First Coast bot zur Besuchszeit noch Platz genug für einen morgendlichen Strandlauf auf einem fest gepackten, feinen weißen Sand entlang der von Tierschützern markierten Schildkrötennester, direkt unterhalb der bereits von Wind und Wellen unterhöhlten Häuser. All das war vor Irma. Nun sind die gefährdeten Häuser teilweise eingestürzt und die nächste Generation Meeresschildkröten frühzeitig in den Ozean gespült worden.