Monday, July 05, 2010

Der Erste Gehaltsscheck

...ein kleiner Schritt für die Menschheit und doch ein Riesensprung für einen einzelnen Universitätsabsolventen.
Nach einer langen Liste merkwüriger, abenteurlicher, teilweise auch erbärmlicher Jobs scheint sich nun ganz langsam das Blatt zum besseren zu wenden. Erstes Anzeichen der Besserung ist in meinen Augen der historische erste Gehaltsscheck, das erste Gehalt im ersten richtigen Job. Selbiger wird natürlich nur in einem Land, in dem die private Kontowirtschaft -nach Aussagen meines Managers hier- noch in der Steinzeit steckt, tatsächlich als Papierscheck übergeben, um dann vom glücklichen Empfänger in den  nächsten Bankautomaten (oder Schalterangestellten) geschoben wird, um dann denn eigentlichen Geldtransfer von Firma zu Projekt Manager (das bin ich) auszulösen.
Das macht das Ganze ein wenig umständlicher als der unbürokratisch, unpersönliche elektronische Überweisungsvorgang den wir aus weiter entwickelten Industrienationen wie Deutschland (...) kennen, gleichzeitig erlaubt es einem aber den Vorgang fotografisch festzuhalten und darüber zu berichten.

Sent via BlackBerry from T-Mobile
Der erleichterte Empfänger des ersten Gehalts kurz vor der Einlösung des Schecks, wenige Stunden bevor Miete und dutzende andere Rechnungen fällig sind...

Um dem bedeutenden Augenblick auch die gebührende Achtung zu erweisen, hier eine Liste der der bisherigen Jobs damit auch der Kontext stimmt. 

- Sommerjob DAMINO Großschönau 
(die blauen Metallhüte auf dem Dach, durfte ich streichen, seitdem ist dort nichts mehr passiert, Mindestlohn gibt es für Schüler keinen also wurde auch fast nichts gezahlt)

 - Zivi Jugendherberge Waltersdorf 
(da Zivildienst zwar kaum bezahlt, bestimmt nicht der schlimmste Job aller Zeiten aber Grund genug schnell zur Uni zu flüchten)

Grabenschaufeln mit Hoesi (lukrativ und schmerzhaft, erste Versuche in Schwarzarbeit)

 - Aushilfe Jugendherberge Waltersdorf 
(besser bezahlt jedoch nur von kurzer Dauer, siehe oben)

 - Nachhilfe Mini Lernkreis Kreischau 
(mit etwa 12 Euro die Stunde fast lukrativ, leider sprangen nur 2h die Woche dabei raus und dazu kamen 2h Fahrzeit, unter dem Strich fast Zeitverschwendung)

 - Eventmanagement/Aushilfe ICA Konferenz Dresden 
(natürlich unbezahlt, aber wenigstens Spaß hat's gemacht)

 - Language Link Deutsch Tutor Educational Resource Center Boston University 
($ 10 die Stunde, 2 Stunden die Woche...)

 - Praktikant Big City Moving, Boston 
(offiziell unbezahlt, mit harter Arbeit verdient man so theoretisch richtig Geld und ruiniert seinen Rücken, etc)

 - Tutor TU Dresden Institut für Amerikanistik und Anglistik 
(wie alle Unijobs komplett unterbezahlt, aber gut für den Lebenslauf und tot gearbeitet habe ich mich wohl nicht)

-  Küchen Personal (KP) im Army Camp 
(Leben mit dem Abschaum der Gesellschaft in einer Baracke für 80 Euro am Tag, immerhin einmal gesehen wie arm die Jungs (und Mädels) im Militär dran sind)

- Weinleser 
(Ausbeute für 5 Euro die Stunde, aber wenigstens fühlt es sich ehrlich an und ist bis auf die Kreuzschmerzen gesund, da an frischer Luft)

 - Umzugshelfer Lederwarenverarbeitungsfirma 
(Schon wieder für 5 Euro ausgebeutet mit Dreckarbeit und dann aufgrund Firmenpleite nicht bezahlt worden, in Sachsen funktionieren harte Arbeit und Geldverdienen wohl nicht)

 - Visiting Scholar Boston University College of Communication 
(gut für den Lebenslauf, desaströs für die Ersparnisse)

- Safe and Responsible Movers 
(unter der Hand der lukrativste Job, zumindest vorübergehend eine willkommene Abwechslung...)

- Telefonist Silversterumfrage für die Gema  
(wiedermal für wenig Geld in Dresden gearbeitet, Spionage und Beschiss am Telefon fürs schlechte Gewissen)

 - Project Manager bei Prime Research - soweit gings gut.

Wenn man den Verlauf der Liste so sieht fragt man sich vielleicht zurecht ob ich einfach nur Glück hatte oder mich jemand für die zahlreichen miesen Jobs entschädigen wollte, jedenfalls kann ich mich zur Zeit nicht beklagen und bin froh dem Kreislauf aus Gelegenheitsarbeit und Sklaverei zumindest vorrübergehend entkommen zu sein.

best,
-k

3 comments:

Anonymous said...

Herzlichen Glückwunsch zum "ersten Geldempfang"!Hoffe, es reicht erst einmal für das Nötigste! Bis bald;liebe Grüße aus der Heimat.

T said...

wenn das Foto nicht mit der unglaublich schlechten Blackberrycam geschossen wäre könnte man sogar sehen was du verdienst oder zumindest was du gezahlt bekommst - das glücklich Glänzen in den Augen sieht man dennoch.
Congrats.

T

Anonymous said...

von wegen schlechte kamera, die is einfach nur dreckig ;)

den verdienst haette ich aus diskretionsgruenden dann auch "herausgephotoshopped"
-k