Saturday, February 19, 2011

Urlaub zu hause (Nachtraege II) - Bilder da

Normalerweise hatte ich mir, streng genommen, in den Kopf gesetzt nicht ueber zu hause zu schreiben. Da sich nun aber im letzten Jahr die Verhaeltnisse (mit meiner Hilfe) auf den Kopf gestellt haben und zuhause zur Zeit  nur noch auf Reisen oder im Urlaub statt findet und ich ueber selbige(n) ja wohl schreiben muss, stehe ich vor dem Dilemma entweder nicht ueber den Urlaub zu schreiben oder mit der Tradition nicht ueber zuhause zu schreiben zu brechen und/oder mir den Kopf zu zerbrechen ueber was es sic ueberhaupt zu scheiben lohnt. Bevor nun aber der/die Leser(in) nun ueber den Satzbau bricht, oder mich zum sorgfaeltigeren Umgang mit der deutschen Sprache ermahnen muss sei folgender Kompromiss in den Raum gestellt:

Ich vermeide kompromittierende Bilder ehemaliger Erziehungsberechtigter, nutzloses Palaver (bei genauen Hinsehen hab ich dagegen wohl schon verstossen) und Details aus dem haeusslichen Leben (geht die Damen und Herren der Homeland Security auch nichts an). Dafuer versuche ich mich zu erinnern, wie es sich anfuehlt Urlaub in Deutschland zu machen.

Um es denen mit etwas kuerzerer Aufmerksameitsspanne (alters oder twitterbedingt) zu erleichtern sei die Erkenntnis schon mal an den Anfang gestellt; es war eine willkommene und erstrebenswerte Abwechslung mal wieder zu hause zu sein, und darueber hinaus in Europa, besonders in Anbetracht der Tatsache dass mir dieses Vergnuegen ueber die letzten 11,5 Monate verwehrt geblieben war.

So kommt es, dass die Welt ploetzlich ein wenig anders aussieht. Die alten, engen Staedte in Deutschland, stellvertretend fuer Europa so einiges an Reiz gewinnen, die Ordnung, Sauberkeit, Muelltrennng, Gruendlichkeit, fast voellige Unterbindung des rechts Ueberholens, Effizienz, der nichtbestehende gesellschaftliche Zwang 20% Trinkgeld zu geben, Autos die nicht aller 3h betankt werden muessen, ueber die man ohne sich auf eine Leiter zu stellen hinwegsehen kann, um den schneller als Schrittempo fahrenden Verkehr auch hinter parkenden Auto sehen zu koennen, Autos die auf Kopfsteinpflasterstrassen parken und fahren, auch wenn es ganz enge sind da sie dort auch hindurchpassen ohne rechts und links die Haeuser mitzureisen, welche natuerlich da aus Stein gebaut auch nicht einfach mitgerissen werden koennten, weder von Autos noch von Wind oder Sturm. Ueberhaupt, so richtig Sturm gibt es gar nicht in Deutschland und Europa, der kommt gar nicht hier her und verschwendet seine Kraft, bleibt lieber in Amerika und blaesst die Trockenbauwaende weg, und die Kartenhaeuser, da kommt er wenigstens in Fernsehen. Besonders zu FOX News mit der staendig wehenden amerikanischen Flagge im Hintergrund, die darueber wegtaeuschen soll (und kann) dass  in den Nachrichten heir nie ueber irgendetwas substanzielleres als College Sports berichtet wird, internationale Berichterstattung ausser in der New York Times entweder nicht stattfindet oder auf amerikanische Kriegsgeschehnisse reduziert bleibt und die Berichterstattung ueber die Demokratiebestrebungen in Aegypten schon daran scheitert, dass ein bereits genannter TV Sender den Zuschauern eine Landkarte zeigt auf der Aqypten im Iran liegt.
Das soll nicht heissen, dass in Deutschland alles besser waere, ein Abend im Hotelzimmer reicht schon aus um zu sehen, dass es ausser Dschungelcamp Idiotismus und des weiterhin zur besten Sendezeit vorherschenden Zwanges mindestens 5-7 Hitlerdokumentationen an einem Wochentag zu zeigen wirklich ncihts sehenswertes gibt, dass man sich nicht auch in der englischen Originalfassung anschauen koennte bzw. schon zu oft getan hat um auch nur laenger als 3 Sekunden auf dem program zu verweilen. Bleibt nur noch eine aufheiternde Dokumemntation ueber das bevorstehende Ende der Welt, vorhrgerufen durch in den USA weiterhin oeffntlich geleugnete globale Erwaermung und damit verbundene Naturkatastrophen.
Aber man muss ja nicht fernsehen, es sei denn es kommt Football aber der wurde ja in Deutschland wieder ausgerottet (danke, Premiere etc). Da bleibt einem wenigstens der Gang in die Kneipe, zum Beispiel in Mainz, um dann dort fuer 2,80 ein Glas Wein zu trinken dass mich in Michigan 12 Dollar kosten wurde, bzw nicht zu haben ist. Oder ein Bier, dass weder so hopfig ist dass es mir aus dem Hals staubt noch durch Zugabe exotischer Zutaten das Trinken erschwerende Geschmaecker nach Schokolade, Kaffee, Himbeeren, Holz, Erde, Kuerbis oder Erdbeertorte auf die Zunge kleistert, die den Gedanken an ein weiteres Gebraeu recht schnell abwuergen.
Nein, ein ganz einfaches Bier kauft man sich hier, das ist billiger als Wasser (eigentlich auch ein Hohn).
Oder man geht Skifahren im Gebirge, eigentlich nichts besonderes da zumindest zuhause eine Selbstverstaendlichkeit. Wie exotisch das eigentlich ist wird einem erst in Michigan bewusst. Zum einen muss man sich auf einen Goldplatz begeben um Ski zu fahren oder in einen Metro- oder State Park, indem man dann von Leuten, die weder Ahnung noch Lust haben, Ski ausleihen kann, mit denen man dann auf immerhin gut gekennzeichneten Wegen geradeaus bzw. im Kreis laufen darf, denn Berge gibts es hier keine. Aber dazu ein anderes Mal.
Bleiben wir beim Skifahren im Gebirge zuhause, in sauberer Luft, umgeben von Leuten die wissen wie man Ski laeuft, es vielleicht sogar ein wenig uebertreiben, dafuer ist man kostenlos am Start und muss nicht nach einem eingezaeunten Waldstueck in der suburbanen Mittelklassenwueste von Suedost Michigan suchen.
Dazu kommt in Deutschland die inzwischen vermisste Kultur, die Semperoper in Dresden, der tausendjaehrige Dom in Mainz, direkt beim Gutenbergmuseum, Gutenberg selbst, ein Weihnachtsfest bei dem ich mich weder durch Werbung noch sonstige Einfluesse rational oder emotional dazu genoetigt fuehle Jennifer oder meiner Famile ein Auto zu kaufen oder ein paar Diamanten, auf Kredit natuerlich, guenstig finanziert. Dafuer gibt es Heiligabend und dazu noch zwei Weihnachtsfeiertage, an denen man richtiges, selbstgemachtes Essen bekommt.
Eigentlich alles perfekt, wenn nicht 2 Wochen Weihnachtsferien ein ganzes verpasstes Jahr ersetzen muessten was dann dazu fuerht das eigentlich noch mehr Stress ensteht als sein muesste, man abwechselnd in mehreren Orten gleichzeitig ist und sowieso keine Zeit hat fuer irgendwas. Besuche bei Famile kann man daher an einer Hand abzaehlen, bei Freunden an einem Finger und bei weniger gluecklichen ist es ganz ausgefallen.
Ein bisschen schade eigentlich, hinterlaesst es doch den bitteren Nachgeschmack nichts richtig gemacht zu haben, dafuer alle zur Haelfte und trotzdem jedem zur Last gefallen zu sein.
Ob sich dies allerdings so einfach aendern laesst solange meine Urlaubszeit so begrenzt ist wie sie ist und einen die Arbeit zur Planungsunfaehigkeit knebelt ist die nachste Frage. Immerhin fanden sich so einige Ansatzpunkte doch baldigst wiederzukommen, um unter anderem den Rheine in wenig mehr zu erkunden, zum Beispiel mit dem Fahrrad, mit Jennifer vielleicht sogar eine etwas ausgedehntere Reise zu unternehmen, ein paar Burgen, Staedte, Weinberge etc anzusteuern und ueberhaupt all diese europaeischen Dinge zu tun die einem hier fehlen… ueber Kopfsteinpflaster zu spazieren, an einer mittelalterlichen Stadtmauer entlang, roemische Burganlagen zu sehen, Museen mit echten, alten Fundstuecken, Opern, Buchlaeden in denen einem nicht der eReader direkt beim Hereinlaufen schon in die Arme geschmissen wird, und in denen man sich traut auch intelektuell anspruchsvollere, ‘richtige Literatur’ ins Schaufenster zu stellen, Sachbuecher zu verkaufen die nicht nur von fanatischen Spinnern geschrieben werde, die die “Verbrechen” und “Skandale” der gerade aktuellen Regierung entbloessen, sondern sich auch mit relevanten Themen auseinandersetzen. (Der aufmerksame Leser mag einwerfen dass in Deutschland die meisten Sachbuecher die gleichen Themen behandeln wie die Dokumentationen im Abendprogramm aber darueber sei hier mal hinweggesehen).
Bevor ich mich dann in noch weitere Widersprueche verstricke hier ein paar Bilder zur wertfreien Illustration.

Weihnachtsmarkt in Mainz

Oybin Bergkirche

Weihnachtsbild


Echte Kerze am Baum


Jennifer bezeichnet den Winterurlaub auch gerne als Trainingslager/Bootcamp


Einer der Gruende dafuer lag an den mitunter anspruchsvollen Skiwanderungen


Skiwanderung - diesmal ohne Klettern


So geht's doch auch...


Postkartenwetter


Auf zum naechsten Skitrip


Zur Abwechslung wurde auch mal gewandert


Gipfelbesteigung Lausche


Neujahrskoeche

Neuigkeiten


Konzertabend


Saengerin im Publikum


Vorfruehling Mainz

Germania

Rheinflut in Ruedesheim vom Weinberg aus gesehen


best,
-k

Saturday, February 05, 2011

Nachtraege (I) - Der runde Geburtstag

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Jennifer feiert meistens ihren Geburtstag nicht, da sie sich zumindst in den vergangenen Jahren entweder auf Flughaefen rumtrieb oder zu verschiedenen Musikveransaltungen oder Proben zu erscheinen hatte. Erst 2009 hatte sie nach der Rueckreise aus Deutschland am 15. einen Weiterflug  nach Nevada, der sie davon abhielt mal an sich zu denken. Darueber hinaus werden die Glueckwuensche dann meist ganz oekonomisch zusammengefasst und als ein “Happy Christmas” oder auch “Merry Birthday” mit den Weihnachtsgruessen verschmolzen.
So kam es dass Jennifer dann gar nicht mehr wusste was man an seinem Geburtstag ueberhaupt macht und sich fast weigerte den Tag frei zu nehmen. Vorsichtshalber hab ich mir dann aber frei genommen und da blieb ihr nichts anderes uebrig als sich in ihr Schicksal zu fuegen.
Nachdem mir meine eigenen, bis zum letzten Moment nur aus vagen Ideen bestehenden Plaene dann auch noch im keim erstickten, wurde dann die Vorbereitung des grossen Tages doch noch ganz schoen stressing. Zum einen weigerte sich mein fuer Extravagazen nicht ausgelegtes Kapital sich auf Kommando zu vermehren und zum anderen lief mir dann doch ganz schoen die Zeit davon. Was macht man denn auch wenn man einen Geburtstag feiern will und das Organisationskommitee und die Gaeste selbst darstellen muss? Wie das nicht funkioniert sieht man jedes Jahr zu Silvester im Fernsehen, ausserdem ist die Dame ja auch noch keine 90.
Wie dem auch sei, da Schneemangel schon den Skiausflug unmoeglich machte und ein Tagesausflug nach Chicago sich nicht wirklich lohnt, ging es dann nach dem natuerlich gerne gemachten Fruehstueck (mit Kuchen) als Kurzausflug zum Schlittschuhfahren nach Detroit, und danach noch zum Ethiopischen Restaurant fuer ein sehr traditionelles Abendessen, dort hatte der vorrausschauend agierende Hauptdarseller auch schon einen Tisch reserviert.
Schlittschuhlaufen nur fuer mich - die Dame im Hintergrund ist nur die Aufsicht
Da wir in der einstigen Grossstadt am fruehen Nachmittag auch noch das Eis samt Musik und Weihnachtsbaum fuer uns hatten, schien es Jennifer auch in der sonst eher unbeliebten Stadt ganz gut zu gefallen, gut genug dass sie zmindest voruebergehnd gar nicht daran denken musste wie alt sie denn nun eigentlich ist.


 Blick ueber die groesstenteils leeren Strassen Detroit's von der kleinen Hochbahn aus gesehen

 Renaissance Center - GM Sitz und Wahrzeichen der Automobilstadt
Dies erklaert vielleicht auch das fast nicht existierende system oeffentlicher Verkehrsmittel, denn wer nimmt schon die Bahn wenn man an jeder Ecke daran erinnert wird, dass heir Autos gebaut werden?


Happy Birthday Noodle

Viel Zeit ueber das neue Lebensalter nachzudenken blieb allerdings auch im Nachhinein nicht, immerhin stand nur 5 Tage nachher die grosse Abreise in den “Winter, Heimat-, Auslands-, Greencardtest- und Businessurlaub auf dem Plan. Dazu ausnahmsweise beim naechsten Mal (Nachtrag II) mehr.


 best,
-k